Von Siem Reap nach Ho Chi Minh…

14 01 2011

Siem Reap

Eine lange Busfahrt führte uns an den Ort, von dem aus alle Touristen, die Kambodscha besuchen, ihre Besichtigungen zu den unzähligen Tempeln von Angkor planen. In näherer Umgebung der Stadt befinden sich etliche Ruinen der prächtigen Tempelanlagen aus der Zeit des Khmer Imperiums (ca. 600-1300 n. Chr.), welches seine Hauptstadt lange in der Nähe des heutigen Siem Reap hatte.

Aufgrund dieser, oft als achtes Weltwunder bezeichneten, kulturell sehr wertvollen Sehenswürdigkeiten, befindet sich die immer noch kleine Stadt in einem Prozess der Anpassung an die Wünsche der Touristen. Schon jetzt kann man durch eine „Pub Street“ mit lauter aneinandergereihten Restaurants und Bars schlendern und billiges Bier trinken, wenn man möchte. Auch Drogen, wie Kokain und Heroin werden einem hier regelmäßig auf offener Strasse von den Tuk Tuk-Fahrern angeboten, die ihr Einkommen durch das „Dealen“ zusätzlichen  aufbessern. An einem der vielen Geldautomaten, kann man 24/7 Cash ziehen, was nicht unbedingt die Regel in diesem Land ist. 😉 Auf dem Markt, der auch hier, wie üblich den Mittelpunkt der Stadt bildet, gibt es nur noch wenige traditionelle Gemüse, Obst und Fleischstände. Sie werden nach und nach von den Souvenirhändlern verdrängt, die unter anderem Waren, wie z.B. Portmonees und Taschen aus recycelten Reissäcken anbieten. Alles deutet auf weitere Veränderungen hin, die es für noch mehr Menschen interessanter machen wird, sich auf den Weg nach Kambodscha zu begeben, um sich von den Tempeln von Angkor verzaubern zu lassen. Der Massentourismus ist eben die lukrativste Einnahmequelle für die Einheimischen im Land und deswegen wird die ständige Weiterentwicklung auch zukünftig Siem Reap immer weiter wachsen lassen. Vom ursprünglichen Bild der Stadt ist jetzt schon nicht mehr viel übrig, jedoch bieten ihre Strassen unzählige Möglichkeiten um Geld zu verdienen oder eben auch zu betteln.

Wir haben uns dazu entschieden die bekanntesten Angkor Tempel (Angkor Wat, Ta Prom und die Stadt Angkor Thom) innerhalb eines Tages mit dem Fahrrad zu erkunden. Da diese altertümliche Überreste, nach ihrer erneuten Entdeckung eines Franzosen im Jahre 1890 immer mehr freigelegt und zugänglich gemacht wurden, ist es heutzutage problemlos möglich über asphaltierte Strassen die verschiedenen Ruinen zu erreichen. Vor allem Angkor Wat bei Sonnenaufgang und der vom Dschungel zugewachsene Ta Prom Tempel haben es uns angetan. Es ist kaum vorstellbar, wie solche Steinbauten zu der damaligen Zeit überhaupt errichtet wurden und genau das löst eine bleibende Faszination bei fast jedem Besucher aus, der sich dorthin begibt. (Hollywood hat diesen Effekt schon vor einiger Zeit für sich genutzt und z.B. „Tomb Raider“ mit Angelina Jolie hier gedreht!)

Nichtsdestotrotz fehlte uns etwas an diesem Tag! Die Busse mit japanischen Reisegruppen, welche sich während unserer Radtour an jedem Tempel ansammelten  und die damit verbundenen Händler, die einem einfach alles andrehen wollen (Typische Animation zum Kauf: „ Hello Sir/Lady, buy something! “);-), lassen vor allem die Unberührtheit der Ruinen vermissen. Also entschlossen wir uns, innerhalb der folgenden Tage, mithilfe von Motos, weiter in die abgelegenen Regionen der Preah Vihear Province vorzudringen. Unser Ziel war der Preah Vihear Tempel an der Grenze zu Thailand, welcher regelmäßig von einheimischen Touristen aufgesucht wird, da er, neben Angkor Wat, das Symbol für die Kraft und den Stolz der Khmer darstellt.

Wir waren insgesamt fünf unvergessliche Tage unterwegs. Von Tempelstadt über Tempelstadt sind wir bis rauf zur thailändischen Grenze und wieder zurück nach Siem Reap gefahren und das alles auf dem Rücksitz eines bzw. zweier Motos! Naja, angenehmer wäre es bestimmt alleine auf einer 250cc Cross Maschine gewesen, da größtenteils abseits der Strasse gefahren wurde und die herrschende Trockenheit im Land den Boden immer mehr zu einer Mischung aus Sand- und Staubwüste werden lässt. Das Fehlen eines Führerscheins für eine derartige Maschine hätte uns von diesem Vorhaben nicht abbringen können (In Kambodscha wird zum Ausleihen kein Führerschein verlangt!:-), jedoch siegte im Endeffekt die Vernunft. Außerdem ist die medizinische Versorgung, vor allem in der von uns ins Auge gefassten Provinz, alles andere als optimal. Deswegen blieb uns nichts weiter übrig, als in jedem Dorf neu über eine Motofahrt inklusive Fahrer zum nächsten Zielort zu verhandeln. Da wir kein Khmer und die Einheimischen kein Englisch sprachen, haben sich die Verhandlungen schon mal über eine Stunde hingezogen. Größtenteils hat das wirklich Spaß gemacht, da man auf diese Weise plötzlich Teil des täglichen Lebens der Leute auf der Strasse war. Und zurückblickend müssen wir sagen, dass wir auch immer dort angekommen sind, wo wir hinwollten! Die ein oder andere Sackgasse war natürlich auch dabei, aber alle Fahrer haben ihr bestes gegeben und waren am Ende eines jeden Tages mindestens genauso erschöpft wie wir. 😉

Die gesammelten Eindrücke in diesen Tagen verarbeiten wir gerade immer noch. Fasziniert haben uns nicht nur die Tempelruinen, sondern vor allem die einfachen lebenden Menschen auf dem Land. In einem kleinen Dorf, namens Ta Seng, duften wir sogar noch einmal eine Nacht bei einer Familie zu Hause verbringen, da unser Motofahrer mit ihnen befreundet war. Wir hatten dort einen wirklich tollen und lustigen Tag, weil jegliche Kommunikation mithilfe von Zeichensprache stattfand. Nichts für schwache Nerven! 😉

Zurück in Siem Reap genossen wir dann noch die Vorzüge der Folgen des Tourismus und haben uns in einer westlichen Bäckerei ein Stück…oder vielleicht auch zwei Stücke Käsekuchen gegönnt! (So etwas hatten wir nicht mehr seit Nepal!:-))

Battambang

Bevor es weiter zum Flughafen nach Vietnam geht, wollten wir noch einen Abstecher nach Battambang unternehmen. Weniger anlässlich der Stadt selber, sondern vielmehr aufgrund des Weges dorthin. Mit dem Boot ging es, zehn Stunden lang durch ein Gebiet, welches nach dem Amazonas zu der fisch- und artenreichsten Seen/Fluss-Region der Welt gezählt wird. Ganze Dörfer, die mitten auf dem Fluss bzw. auf dem See (Tonle Sap) schwimmen, tauchten während dieses Tages immer wieder am Horizont auf und ermöglichten uns mal wieder unglaubliche, neue Einblicke in einen Lebensraum, der für uns zunächst unzugänglich erscheint. Märkte, Schulen, Kirchen…alles was zu einer richtigen Stadt gehört, konnten wir dort finden. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass die Strassen aus Wasser bestanden und die Autos Boote waren!

Im Moment liegen wir in einem der gemütlichsten Hotelzimmer, die wir bisher auf der Reise hatten (Mal abgesehen von dem in Thailand bei Thomas und Möli!) 😉 und genießen in den letzten Tagen in Asien noch mal das gute und günstige Essen bei dem ein oder anderen Fußball-Bundesliga Spiel, welche hier aus irgendeinem unerklärlichen Grund den ganzen Tag im Fernsehen gezeigt werden. 🙂

Am Montag geht es dann mit dem Bus nach Ho Chi Minh (Vietnam) und von dort mit dem Flugzeug in eine „andere Welt“, nach Neuseeland…Wir müssen sagen, dass wir ganz schön gespannt sind, was uns dort erwartet!



Von Phnom Penh nach Sen Monorom…

3 01 2011

Kratie

Den typischen kambodschanischen Stadtaufbau konnten wir in Kratie besonders gut vom Balkon unseres Guest Houses begutachten, von welchem wir nicht selten einen tollen Blick ins Getümmel der Einheimischen rund um den Marktplatz genossen. Frauen mit bunten pyjama-ähnlichen Anzügen prägen das Bild genauso wie die traditionellen gecheckten Tücher, die je nach Bedarf als Kopftuch, Schal oder Rock benutzt werden. Wir befanden uns also im Mittelpunkt des Geschehens und hatten es nicht weit zu den unzähligen Essensständen und Händlern in den Straßen der Umgebung. (Wir sind riesige Fans von den Frucht-Shakes, die sie hier mit Kondensmilch machen! Hört sich ziemlich ekelhaft an, ist aber im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich cremig! Hmmm….)

Die Stadt liegt direkt am Mekong, einem der imposantesten Flüsse der Welt. Als besonderes Highlight der Region gelten die Irrawaddy. Dieses ist die Bezeichnung für die vom Aussterben bedrohten Süßwasserdelphine, die vor der Zeit der Khmer Rouge noch zu hunderten in diesen Teilen des Mekong vorkamen, jedoch durch das Fischen mit Sprengstoff fast ausgerottet wurden. Mit den durch den Tourismus erzielten Einnahmen wird nun versucht die Tiere und deren Lebensraum zu schützen. Allein deswegen ist es noch möglich diese prächtigen und äußerst seltenen Säuger zu bewundern. Leider ist es uns nicht gelungen die Tiere auf Fotos festzuhalten, da sie meistens nur kurz zum Luft holen an die Wasseroberfläche kommen, um danach direkt wieder abzutauchen…

Um wirklich in Kontakt mit den ländlich lebenden Leuten zu kommen, die immer noch einen Großteil der Bevölkerung ausmachen, reicht es jedoch nicht nur mit dem Bus bis nach Kratie zu fahren und sich dort niederzulassen. Auch wenn es für viele schon relativ abgelegen wirkt, so bekommt man trotzdem nicht viel von dem landwirtschaftlich orientierten Leben der Menschen mit, deren Familien schon seit Jahrhunderten die Region entlang des Mekong besiedeln. In Kratie selber haben wir mehrmals ein sogenanntes Touristeninformationszentrum aufgesucht um Details über mögliche Fahrradstrecken entlang des Flusses zu beschaffen. Jedoch haben wir dort nie jemanden angetroffen. Allerdings fielen uns beim Durchsuchen des Raumes wie durch ein Zufall ein paar sehr übersichtliche Streckenbeschreibungen der Region in die Hand. Genau das was wir gesucht hatten! J „Super“, dachten wir und haben uns am nächsten morgen direkt zwei Fahrräder beim einzigen Verleih in der Stadt besorgt, die man mit ein bisschen Fantasie durchaus als Mountainbikes bezeichnen konnte. Dass vor allem die Kilometerangaben und Unterkunftsbeschreibungen auf den „gefundenen“ Karten total falsch waren bzw. ganz fehlten, hat unsere Tour nicht unbedingt erleichtert, aber vielleicht ein bisschen interessanter gemacht! 😉 Die Verständigung war wohl mit eins der größten Hindernisse, da außerhalb der Städte fast kein Englisch gesprochen wird. Außerdem ist die Betonung in Khmer so anders als alles was wir gewohnt sind, dass selbst das Ablesen eines Ortsnamen von einer Karte so gut wie nie von den Einheimischen verstanden wird. Wenn man also nach dem Weg fragen muss, hat man ein ziemliches Problem!

Unterwegs trafen wir irgendwo auf Sylvia, die wie durch ein Wunder eine ähnliche Route mit ihrem Fahrrad zurücklegen wollte wie wir. Auch sie war einigermaßen überrascht uns anzutreffen. Glücklicherweise war sie ein wenig besser vorbereitet und besaß eine Liste mit übersetzten Wörtern und Ortsnamen, mit deren Hilfe wir etwas einfacher von A nach B kamen. Allerdings bestand hier oft wieder das Problem der Betonung der einzelnen Vokabeln.

Naja, die unberührten Landstriche entlang des Mekong, durch die wir geradelt sind haben uns alle Strapazen vergessen lassen. Einzigartige Erfahrungen, wie z.B. die Gastfreundschaft der kambodschanischen Großfamilie, bei der wir mitten in der Pampa, Stunden entfernt von dem nächsten Dorf, eine Nacht verbringen durften, haben uns den Menschen in diesem Land näher gebracht und uns dabei geholfen Einblicke in das Alltagsleben der Landbevölkerung zu erlangen. Besonders aufgefallen ist uns die Ruhe und Gelassenheit mit der die Leute ihren Alltag bewältigen. Obwohl sie täglich hart für ihre Nahrung arbeiten müssen (und sie keine Garantien haben, dass es für alle reichen wird), sind sie weit von Existenzängsten entfernt, die wohl eher die Leute in westlichen, höher entwickelten Ländern plagen. Ob sie dabei glücklich sind, ist schwer zu sagen…Um das beurteilen zu können, muss man wohl hier leben!?

Insgesamt hat uns die Route ca. 140 km durch das Land von Kratie, immer Richtung Norden fast bis nach Laos geführt. Noch ein Stück vor der Grenze haben wir uns dann in Stung Treng etwas erholt, bevor es am 24. zurück nach Kratie ging.

Nach diesem Kraftakt, haben wir es in unserem Zimmer mit Kerzen und Keksen ein wenig weihnachtlich gemacht und Heiligabend dazu genutzt mit dem ein oder anderen von euch ein bisschen zu telefonieren. Sobald man das Zimmer verließ, war es jedoch vorbei mit der Weihnachtsstimmung, da es vereinzelt zwar Christen in Kambodscha gibt, der Großteil der Khmer aber buddhistischen Glaubens ist und dem Weihnachtsfest dementsprechend keine Bedeutung zukommt.

Sen Monorom

Auf etwa 850m über dem Meeresspiegel gelegen, hat Sen Monorom als größte Stadt der von Touristen nur spärlich besuchten Provinz Mondulkiri, immer noch den Charakter eines Kaffs. Es ist nicht viel los in diesem Teil des Landes, der im Osten an Vietnam grenzt. Das etwas mildere Klima und die ständig wehende Brise sind für viele Einheimische aber Grund genug regelmäßig diese Gegend aufzusuchen, da im restlichen Land während der Trockenzeit eine teilweise drückende Hitze herrscht. Außerdem leben in den Wäldern dieser Gegend verschiedene Stämme, die Elefanten immer noch zur Fortbewegung und als Nutztiere in ihrem Alltag brauchen. Das Zusammenleben der Menschen mit den Dickhäutern hatte uns in Nepal schon fasziniert und wir waren gespannt darauf, wie es in Mondulkiri ablaufen würde. Wir haben in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr mal einen Gang runtergeschaltet und in einem schönen, in die Natur integrierten Guest House ein paar ruhige Tage verbracht. In einem Bungalow am Rand des Grundstücks der „Nature Lodge“ waren wir fast ganz für uns…fast, denn die ein oder andere Tarantel findet es eben auch ganz gemütlich in den windstillen Behausungen (die grillen die Dinger hier sogar und bieten sie am Straßenrand als Snack an!). Naja, die restlichen Tiere, wie Kühe, Pferde und Hunde haben dann doch mehr in das Bild des idyllischen Anwesens gepasst. Jeden morgen sind wir von einem Hahn geweckt worden und mit Einbruch der Dunkelheit war es dann auch schon wieder Zeit sich auf Ohr zu hauen. Wir haben uns dem natürlichen Rhythmus einfach angepasst. Kurz gesagt: „Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen!“ 😉

Während unserer Zeit in Sen Monorom haben wir mitbekommen, dass 2006 ein sogenanntes „Elephant Projekt“ ganz in der Nähe gegründet wurde. Dort würden angeblich kranke, alte und vor allem überarbeitete Elefanten gepflegt, die in den umliegenden Dörfern normalerweise als Touristenattraktion für Trekkingtouren und Elefantenausritte benutzt werden. Uns kam dies komisch vor, da das Reiten auf Elefanten uns bisher immer als total unproblematisch verkauft wurde. Und man dadurch ja sogar etwas „Gutes“ tun würde, da man den Einheimischen so Geld zukommen ließe. Um uns ein genaueres Bild zu machen, was es mit diesem Projekt auf sich hatte, entschlossen wir uns dorthin zu fahren. Wir haben an diesem Tag mehr über Elefanten und deren Lebensweise erfahren, als wir es auf den Rücken dieser Tiere reitend je getan hätten. (…zumal es den Tieren, obwohl sie so kräftig sind, oft einen bleibenden Schaden zufügt!) In einer wunderschönen Umgebung verwirklicht ein junger Engländer hier seinen Traum. Etwas, dass wir so noch nicht gesehen hatten. Neben den zurzeit sieben Tieren, die er mit seinen Leuten betreut, bietet er zusätzlich dreiundzwanzig Bewohnern der angrenzenden Dörfer eine feste Anstellung und damit ein geregeltes Einkommen, welches sonst für die Einheimischen undenkbar wäre. In ausgedehnten Spaziergängen mit den Elefanten konnten wir die Tiere das erste Mal in ihrer natürlichen Umgebung bewundern und ihnen stundenlang einfach hinterher gehen! Wir haben uns danach gefragt, wer hier mit wem spazieren gegangen ist!? 😉

Unsere restliche Zeit verbrachten wir damit Jack bei der täglichen Arbeit ein bisschen unter die Arme zu greifen. Durch diese freiwillige Arbeit von vielen, meistens Reisenden, ist das Projekt auf dem besten Weg weiter große Fortschritte zu machen. Und wir duften einen „kleinen“ Teil dazu beitragen! 😉 …und werden wohl nie wieder auf einem Elefanten reiten wollen!

Silvester wurde ebenso wenig Beachtung geschenkt wie Weihnachten, da sich der Jahreswechsel in Kambodscha, ähnlich wie bei den Chinesen, am Mondkalender orientiert und irgendwann im Frühling ist. (…glaube ich!) Wir saßen also ganz gemütlich mit ein paar Touris zusammen und haben uns kurz ein frohes neues Jahr gewünscht, bevor wir total übermüdet um halb eins ins Bett gefallen sind. (wenn man jeden morgen um halb sieben aufsteht, dann ist halb eins in der Nacht eben richtig spät! ;-))

Eine wirkliche Festtagsstimmung ist, wie ihr lesen könnt, bei uns nicht aufgekommen…;-)

Trotzdem hatten wir eine ruhige und besinnliche Zeit!



Von Kuala Lumpur nach Phnom Penh…

20 12 2010

Phnom Penh

Unaufhaltsam fließen die Wassermassen, die der Mekong mit sich führt, entlang des Zentrums von Phnom Penh. Die sehr touristische Riverfront ist nur ein Teil der Hauptstadt Kambodschas. Auf den ersten Blick werden die Klischees von der im Lande herrschenden Armut und westlichen Sextouristen durchaus bestätigt. Während Kinder in teilweise dreckigen Klamotten einem auf der Straße kopierte Bücher über die Geschichte des Landes verkaufen, sieht man einige Meter daneben einen weißen, gut gekleideten älteren Mann mit einer jungen einheimischen Frau Hand in Hand die Promenade entlang gehen. Von Zufall kann hier nicht die Rede sein, da sich dieses Bild, während unseres Aufenthaltes, immer wieder gezeigt hat. Solange es sich dabei nicht um Minderjährige Frauen handelt, soll auch jeder das tun, was er für richtig hält. Jedoch gab es vor nicht allzu langer Zeit noch viele Fälle von Kinderprostitution, denen jetzt mit einigen Campagnen entgegengewirkt wird.

Die „Bücherkids“ haben es wirklich faustdick hinter den Ohren und kennen alle Tricks um den Touris ein paar Dollar aus der Tasche zu ziehen. So fangen die Verhandlungen um den Preis eines Buches oft bei sieben bis acht Dollar an. Wenn man hartnäckig ist bekommt man das gute Stück hinterher sogar manchmal für einen Dollar. Jedoch geht es beim Handeln mit den Leuten hier mehr darum sich auf einen Preis zu einigen, mit dem beide zufrieden sind. Eines der Kids wollte mit mir sogar noch „Stein, Schere, Papier“ spielen, nachdem ich ihn schon auf zwei Dollar runtergehandelt hatte. „2$ if you win, 5$ if I win!“ Das hat mich stark an unsere Pokernächte in Wuppertal erinnert, bei denen auch gerne mal doppelt oder nichts gespielt wurde! 😉

In Kambodscha herrschte von 1975-1979  ein Bürgerkrieg. In dieser Zeit haben die Khmer Rouge mit ihrem Anführer Pol Pot das Land terrorisiert, wobei mehr als zwei Millionen Menschen ihr Leben verloren. Abartige Folterungen und Morde waren die Handschrift dieses radikalen Regimes. Heutzutage dienen ein ehemaliges Gefängnis (S-21) und eine Stupa, die vor 129 Massengräbern, den sogenannten Killing Fields errichtet wurde, als Gedenkstätten zu Ehren der Opfer. Es lohnt sich wirklich etwas über diese Zeit zu lesen, um wirklich nachvollziehen zu können, was hier damals geschah!

Um uns innerhalb der Stadt fortzubewegen, haben wir uns Fahrräder geliehen und uns auf die total überfüllten Straßen getraut, auf denen, wie es schien, keine Verkehrsregeln galten! Im Gegenteil, wer hier auf „Rechts vor Links“ achtet, geht unter!!! 🙂 Neben Fahrrädern sind vor allem Tuk Tuk’s und Motos gefragte Mitfahrgelegenheiten. Die letzteren sind einfach Motorräder, auf denen man zu zweit oder auch zu dritt (plus Fahrer!) günstig mitgenommen werden kann.

Von der Fahrradtour besonders gereizt, juckte mein Hintern mit den Wanzenbissen immer noch unaufhörlich! L Und bevor wir uns in die abgelegenen Gebiete des Landes begeben, wollte ich die Ursache allemal geklärt haben. (Gesine hat mir zu einem Arztbesuch bereits vor zwei Wochen geraten, aber wozu? Hat doch nur ein bisschen gejuckt! Von wegen… ;-)) Naja, der Dermatologe stellte ziemlich schnell fest, dass ich keine Wanzenbisse, sonder Würmer hatte, die man übrigens hinterher auch richtig schön unter der Haut erkennen konnte. Die Diagnose hat mich 3 US$ gekostet! Die wahrscheinlich am besten investierten 3$ meines Lebens. Durch die vom Arzt verschriebenen Medikamente war das Jucken nach zwei Tagen weg!

Jetzt konnte es losgehen mit dem Abenteuer Kambodscha. Weiter ging es mit dem Bus in den ländlichen Osten des Landes.