Von Pokhara bis Sauraha…

23 10 2010

So, da sind wir wieder… Zunächst müssen wir mal klarstellen, dass wir nie die Absicht hatten unsere Reise abzubrechen. Wir haben uns wohl nicht ganz eindeutig ausgedrückt und so dachten einige von euch der letzte Satz des vorigen Artikels würde bedeuten, dass wir bald wieder nach Hause kämen. So schlimm war unsere Krankheit dann doch nicht…Zum Glück! Obwohl wir die erste Zeit in Pokhara komplett flach lagen, konnten wir in der zweiten Woche dann doch den einen oder anderen Ausflug machen.

Passend zu meinem Geburtstag haben sich dann auch die letzten Wolken verzogen und wir konnten zum naheliegenden Aussichtspunkt „Sarangkot“ fahren. Dorthin zu trekken wäre auch möglich gewesen, aber wir wollten ja langsam anfangen. Bei unserer Ankunft tummelten sich über unseren Köpfen bereits die Paraglider, die Sarangkot als Startpunkt für ca. einstündige Flüge ins Tal nutzen. Die Aussicht von dort ist wirklich gigantisch und macht Pokhara nicht umsonst zu einem der weltbesten Orte für diese Sportart. Aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen haben wir erstmal auf das Paragliden verzichtet, aber der Geburtstag war trotzdem sehr gelungen.

Die folgenden Tage haben wir damit verbracht die nähere Umgebung zu erkunden. Pokhara selbst bzw. der Stadtteil (Lakeside), indem wir wohnten, ist sehr touristisch. An den Straßenseiten reiht sich Laden an Laden und in vielen Geschäften werden Klamotten und handgemachte Kleinigkeiten von Leuten aus den tibetischen Dörfern der Umgebung verkauft. Die Verhältnisse in solchen Dörfern sind natürlich nicht mit denen in der Touristengegend zu vergleichen und so ist es um so höher einzuschätzen mit welchem handwerklichen Geschick die Menschen versuchen ein bisschen Geld zu verdienen. Auch wenn die meisten Dinge überflüssige Souvenirs sind, so kann man mit einem Kauf wenigstens die Einheimischen etwas unterstützen. (…und Gesine konnte endlich mal wieder shoppen gehen! ;-))

In den unzähligen Cafés und Restaurants in Lakeside sind wir dann tagelang solange von einem zum anderen gependelt, bis schließlich unser Antibiotikum aufgebraucht war und wir somit fit weitereisen konnten.

Pokhara – Sauraha

Um von A nach B zu kommen gibt es viele Möglichkeiten… eine der spannendsten ist es wohl dem Ziel entgegen zu raften! Also haben wir einen zweitägigen Raftingtrip gebucht, der uns fast bis zu unserem nächsten Aufenthaltsort führen sollte, dem Chitwan National Park, der bekannteste Nationalpark in Nepal. Zuerst waren wir unsicher, ob wir schon in der Lage sein würden zwei Tage auf dem Wasser in einem „Schlauchboot“ einen Fluss mit Stromschnellen runter zu paddeln, aber spätestens nach den ersten „rapids“, wie diese genannt werden, war die Sache klar… wir wollten mehr davon! Mit drei weiteren Leuten und zwei Guides ging es dann flussabwärts. Die den Fluss umgebende Landschaft war mal wieder wunderschön, wie so oft in Nepal und so hat es uns kaum überrascht, dass wir unser Nachtlager an einem kleinen weißen Sandstrand direkt am Ufer aufgeschlagen haben. Unsere Guides waren auch gleichzeitig unsere Köche und haben uns wirklich rundum einmalig verpflegt. (In freier Natur ist das gar nicht so einfach!) Beim Auf- und Abbau des Camps haben wir ihnen natürlich geholfen und so hatte ich dann auch die Ehre unsre Toilette zu errichten! J Das ca. 40 cm tiefe Loch im Sand wurde dann noch mit einem kleinen Zelt überspannt und auf den Namen „Scheißhaus“ getauft! Man muss dazu sagen, dass niemand sonst in unserer Gruppe deutsch sprach, jeder einzelne es aber super fand, als ich zu Gesine meinte: „ Das Scheißhaus ist fertig!“. Von da an war es eben für alle unser „Scheißhaus“!

Der Fluss selber war eher als leicht einzustufen und als wir am zweiten Tag am Ausstiegspunkt angekommen sind, wären wir gerne noch einige Rapids mehr runtergerauscht. Naja, Nepal hat ja noch andere Flüsse und vielleicht wagen wir es ja bald einen Wilderen zu bezwingen.

Diese Woche wird das wichtigste Festival (Dasain) in Nepal gefeiert. Familien kommen in dieser Zeit zusammen um an den Sieg der Göttin Durga über das Böse zu erinnern. Im ganzen Land werden zu Ehren Durgas unzählige Tiere geopfert. Auf dem Land werden außerdem am Dorfeingang riesige Schaukeln errichtet, dessen Bedeutung wir noch nicht wirklich verstanden haben!? Sieht aber immer toll aus! J

Zur Folge hat das Festival, das hundert-tausende Menschen aus der Stadt zurück zu ihren Familien aufs Land fahren. Die lokalen Busse sind dementsprechend total überfüllt und nicht selten bekommt man gar keinen Platz mehr… Von unserem Ausstiegspunkt aus ist uns genau das passiert, jedoch hatten wir Glück das uns ein Pick-up Fahrer auf seiner Ladefläche bis fast nach Sauraha mitgenommen hat. Von dort war es dann nur noch eine halbe Stunde mit einer Pferderickshaw zum Chitwan National Park…das haben wir zumindest gedacht. Nicht ahnen konnten wir, dass zwei Deutsche mit ihrem Gepäck plus Fahrer und zwei weitere Fahrgäste viel, aber wirklich wesentlich zu viel Last für das kleine Pony waren, dass mit aller Kraft den Karren ziehen musste vor den es gespannt war. Erlöst wurde es dann als die Achse des Karren komplett durchbrach und wir hinten rausgefallen sind. Den Rest des Weges durften wir dann zu Fuß zurücklegen…bei der herrschenden Hitze war das alles Andere als angenehm! Kurz gesagt, wir hatten die Schnauze voll!!! 😉

Sauraha (Chitwan National Park)

Sauraha grenz direkt an den National Park an und hat im Vergleich zu den innerhalb liegenden Resorts günstige Unterkünfte. Sämtliche Backpacker starten von hier ihre Ausflüge in den Dschungel. Es werden verschiedenste Touren und Safaris angeboten um die wild lebenden Tiere, wie z.B. Rhinozerosse, Bären, Hirsche, Rehe, Krokodile und Tiger aufzuspüren.

Zunächst konnten wir uns jedoch bei einem der bislang schönsten Sonnenuntergänge auf unserem Trip von den Reisestrapazen erholen, bevor es dann am nächsten Tag mit dem Abenteuer losging.

Wir sind früh am Morgen mit einem Kanu Richtung Park aufgebrochen. Noch etwas verschlafen konnten wir bereits nach wenigen Metern auf dem Fluss die ersten Krokodile sichten, die aber keinen wirklich bedrohlichen Eindruck machten und wir uns in Gegenwart unseres Guides immer sicher fühlten. Dieses Gefühl hat sich schlagartig geändert, als wir nach dem Anlegen den ersten Rhinozerossen begegnet sind! Nur ca. 10 Meter entfernt standen wir einer Mutter mit ihrem Baby fast Auge in Auge! (So kam es uns zumindest vor!) Unglücklicherweise und weil uns niemand darauf hingewiesen hatte, trug Gesine eine rote Jacke und ich ein weißes Hemd…beides Signalfarben für wilde Tiere!!! Genau in diesem Moment versammelten sich die Guides, bewaffnet mit einem hüfthohen Bambusstock, in einem Halbkreis um uns herum und fragten, ob wir noch etwas anderes zum anziehen dabei hätten um die Rhinos nicht aufzuschrecken. Wir dachten nur…WAS?! Nein, natürlich nicht! Daraufhin guckten sie sich nur kurz und merkten, dass die Rhinomutter uns bedrohlich Nahe kam. Die nächste Frage war dann, ob wir auf Bäume klettern könnten! Wirklich wahr! J Zum Glück war unser Versteck gut genug, sodass es nicht zum Äußersten gekommen ist…wach waren wir danach aber ganz sicher, auch trotz der frühen Uhrzeit!

Der zweite Teil unserer Tour bestand aus einem „Jungle Walk“, der uns zurück nach Sauraha führte. Leider konnte man in der Kürze der Zeit (4 Stunden), die wir nur unterwegs waren nicht bis in die Tiefen des Parks eindringen, um z.B. Tiger zu sehen, trotzdem hat es sich allemal gelohnt. Außerdem mussten wir die Begegnung mit den Rhinos erstmal verarbeiten! J

In Sauraha selbst laufen einem ständig Elefanten über den Weg, die mit einem Guide auf dem Rücken entweder auf dem Weg zum grasen auf den naheliegenden Wiesen oder zum baden im Fluss unterwegs sind. Die meisten dieser Tiere sind Eigentum der Regierung und werden für „Jungle Safaris“ als Transportmittel genutzt. Das hört sich zunächst nicht sehr tiergerecht an, soll aber angeblich nicht schaden. Wenn man bedenkt, dass die Elefanten ca. fünf Stunden täglich in freier Natur sein können und dazu von einem Betreuer, der übrigens sein Leben lang bei dem selben Tier bleibt, gepflegt werden, dann kann man über die Zustände in unseren Zoos nur schmunzeln. Zusätzlich wird in einem naheliegenden „Elephant Breeding Center“ versucht die Population der Tiere aufrechtzuerhalten. Für uns Touristen war es sehr interessant zu beobachten, wie die Guides jeweils mit ihrem Elefant umgegangen sind. Besonders beim „Elephant Bath“, wobei die Giganten von ihren Führern in einem Fluss gebadet werden ist die enge Beziehung zwischen Mensch und Tier nicht zu übersehen. Bis vor kurzem konnten sogar Touristen bei dem täglichen Spektakel aktiv mitwirken und die Dickhäuter mit Steinen abschrubben oder einfach von deren Rücken ins Wasser springen. Tragischerweise ist ein Tourist dabei ums leben gekommen, woraufhin die Regierung sofort reagierte und das baden mit den Elefanten verbot.

Sehr beeindruckt von den Geschehnissen des ersten Tages, konnten wir es kaum erwarten am folgenden Morgen auf einem Rücken der Elefanten durch einen an den Park angrenzenden Wald zu reiten. Das sichten von Tieren ist dort noch wahrscheinlicher als im Dschungel und so konnten wir auch hier Rhinozerosse, Hirsche, Rehe und Affen in ihrer natürlichen Umgebung bestaunen…Diesmal allerdings aus einer sicheren Höhe! J Hinzu kam, dass die anderen Tiere bei weitem nicht so schreckhaft waren, dadurch dass wir auf dem Rücken der Elefanten saßen. So kamen wir viel näher an sie heran, als es zu Fuß möglich gewesen wäre.

Nach diesem etwas anderen Ausritt blieb uns noch genug Zeit um mit dem Fahrrad in die umliegenden Tharu Dörfer zu fahren und die teilweise noch sehr traditionelle Lebensweise der Menschen zu erkunden. Wir sind immer wieder überrascht wie freundlich die Leute auf dem Land einem entgegenkommen. Obwohl eine gewisse Distanz, wahrscheinlich aufgrund der Sprachbarriere, zwischen uns und den Dorfbewohnern ständig zu spüren war, konnte man sich doch mit Gesten und einem Lächeln relativ gut verständigen. Die Tharus haben vor langer Zeit ein Gebiet in Nepal besiedelt, welches vom Dschungel bedeckt war und aufgrund der allgegenwärtigen Malariaproblematik als kaum zu erschließen galt. Heutzutage sind die Leute stolz auf ihre zähen Vorfahren, die als Jäger und Landwirte die Malaria „besiegt“ und die Terrai Region zu ihrem Lebensraum gemacht haben. Auf Festen haben sie dieses Ehrgefühl früher durch verschiedene Tänze zum Ausdruck gebracht. In Sauraha gibt es mittlerweile eine „Tharu-Cultural-Show“, welche zwar nichts mehr mit dem heutigen Leben der Einheimischen zu tun hat, aber diesen wenigsten als Einnahmequelle dient. Wie schon teilweise in Indien, so gibt es auch hier einen großen Unterschied zwischen den alten Traditionen der Dorfbewohner und des heutigen realen Alltags.

Wir haben die Zeit in Chitwan sehr genossen und sind ab jetzt Dschungel-Fans! Das Gefühl wilden Tieren wirklich Nahe zu sein und der damit verbundene Nervenkitzel war genau das Abenteuer was wir uns erhofft hatten!



Von Varanasi nach Nepal (Pokhara)

5 10 2010

Lumbini

Der Grenzort, an dem wir Indien verlassen haben, heißt Sonauli. Er ist ca. 1 Stunde von Lumbini entfernt, dem eigentlichen Ziel unserer Etappe. Leider war der gebuchte Reisebus nirgends am Busbahnhof zu sehen, als wir abfahren wollten. Anstelle des Busses, wurde dann einfach ein Jeep mit uns und elf anderen Personen vollgestopft. Und schon ging es los…11 Stunden nach Nepal. Wie man sich vorstellen kann war dies nicht die angenehmste Fahrt unseres Lebens.  Wenigstens gab es an der Grenze keine weiteren Probleme. Das Visum hatten wir nach einer halben Stunde in der Tasche…Seit Varanasi sind wir übrigens mit Elmer und Denise aus Amsterdam unterwegs. Die beiden sind echt lustig und Elmer geht auf solch langen Fahrten nie die Puste aus… Im Gegenteil, er zieht immer wieder neue Spiele aus dem Ärmel, die einem die Eintönigkeit nicht ganz so langweilig vorkommen lassen.

Lumbini ist als Geburtsstadt von Siddhartha Guatama, auch bekannt als Buddha, weltberühmt geworden. Das eher verschlafene Örtchen zeichnet eine Ansammlung von in den letzten zwanzig Jahren erbauten buddhistischen Tempeln aus, die von den verschiedensten Ländern dieser Erde errichtet wurden um zu reflektieren wie diese den Buddhismus interpretieren. Die weitläufige Anlage ist um einen Stein angelegt, der den exakten Geburtspunkt Buddhas aufzeigt und Lumbini zu einem der wichtigsten Pilgerorte für Buddhisten macht.

Pokhara

Ansonsten passiert hier aber nicht viel und deswegen ging es schon am nächsten Morgen weiter nach Pokhara. Diesmal war die Fahrt an sich schon ein Highlight. Mit einem lokalen Bus sind wir den Siddhartha Highway, eine Serpentinenstraße durch das nepalesische Mittelgebirge, entlang geeiert, bis wir in der Ferne bereits die schneebedeckten Gipfel der ersten 8.000 er Massive des Himalaya bestaunen konnten.

Pokhara ist ein Traum! Von hier aus sind die Möglichkeiten für Aktivitäten in der Natur scheinbar grenzenlos. Paragliding, Bungee – Jumping, Rafting oder Trekking…Am liebsten möchte man alles erleben!

Bei einem halbtägigen Ausflug mit den Holländern zum „World Peace Pagoda“, wollten wir uns  einen ersten Eindruck über die Umgebung verschaffen. Das von buddhistischen Mönchen erstellte Bauwerk ist ein Symbol für den Weltfrieden, von welchem man atemberaubende Blicke über Pokhara und die angrenzende Natur genießen kann. Leider sind an diesem Tag zu viele Wolken am Himmel um die Gipfel des Annapurna Massivs erneut zu Gesicht zu bekommen. Trotzdem war es ein toller erster Tag in Pokhara.

Zurück im Hotel, konnte ich dann kaum noch meine Augen offenhalten und auch Gesine war sehr schwach. Das Fieberthermometer bestätigte schließlich unser Gefühl und uns blieb nichts Weiteres übrig, als uns am nächsten Tag gründlich im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Das Ergebnis war niederschmetternd. Typhus sollen wir angeblich beide haben. Nach Rücksprache mit unserem Hausarzt (danke Frank) könnte dieses tatsächlich auch der Fall sein, obwohl wir sogar gegen Typhus geimpft worden sind. Naja, um ganz sicher zu gehen, nehmen wir jetzt zwei Wochen lang Antibiotika. Genauso haben wir uns das hier vorgestellt! 😉 Anstelle bis über 5000m hohe Berge zu erklimmen, liegen wir mit starrem Blick an die Zimmerdecke wie gefesselt in unserem Bett. Aber jetzt sind es ja nur noch 7 Tage die wir durchhalten müssen…! Dann kommen wir zurück!