Great Keppel Island…

24 04 2011

Kaum zu glauben, aber es sind bereits drei Wochen vergangen seitdem wir zum ersten Mal Fuß auf Great Keppel Island gesetzt haben. Dadurch, dass wir sehr viel Zeit mit den Leuten hier verbringen, sind sie uns in dieser kurzen Phase wirklich ans Herz gewachsen. Es fiel uns dementsprechend schwer einen passenden Zeitpunkt für die Weiterreise zu finden. Schließlich entschieden wir uns dafür zusammen mit der ganzen „Mannschaft“ noch Ostern zu feiern, um danach zusammen mit unserem „Beast“ ins Outback aufzubrechen.

In der Zwischenzeit verbrachten wir fantastische Tage auf der Insel. Mit Glenn und Kat (die beiden vom Wassersportverleih) haben wir zwei neue Freunde gefunden, die genau auf unserer Wellenlänge liegen und mit denen wir die Insel erkunden konnten. Glenn arbeitete vor einigen Jahren schon einmal auf Great Keppel und kennt sich dementsprechend gut in den abgelegenen Teilen dieser aus. Außerdem erstrecken sich immer noch ein Paar überwucherte Pfade kreuz und quer über die Insel, so dass wir mit einem selbst wieder zusammengebastelten Jeep das ein oder andere Mal zu traumhaft einsamen Buchten aufbrechen konnten.  Ein unglaubliches Erlebnis war der Mondaufgang in einer  Vollmondnacht an einem Strand auf der unbewohnten Seite der Insel. Aufgrund der totalen Dunkelheit, die wir so in Europa wohl nur selten vorfinden, da es einfach viel zu viele Städte bzw. Licht gibt, konnten wir den glitzernden Himmel bestaunen und sogar um die Erde kreisende Satelliten ausfindig machen. Nachdem der Mond vollkommen zu sehen war, brauchten wir auch keine Taschenlampen mehr, da man, ähnlich wie in der Morgendämmerung, relativ gut sehen konnte. Und das, obwohl es mitten in der Nacht war.

Am nächsten Tag wollten wir dann zu einer Bucht auf der östlichen Seite von Great Keppel. Der Hinweg war auch wieder eine wunderschöne Tour. Bei Ebbe sah es an in dieser Bucht fast so aus, als ob sich der gesamte Strand bewegen würde, da unzählige „Soldier Crabs“ aus ihren Löchern gekrochen kamen und sich wie in einer Masse fortbewegten. Allerdings hatten wir auf dem Rückweg Probleme mit der Batterie. So wurde es langsam aber sicher immer dunkler und wir vier standen alle Barfuss und in Badehose und Bikini irgendwo im Regenwald und versuchten unseren zuvor selbst reparierten Jeep anzuschieben. Unglücklicherweise ereignete sich der Batterietotalausfall unmittelbar vor einem Berg und ein Schlammloch direkt hinter uns forcierte uns dazu den Wagen bergauf anzuschieben und dann rückwärts rollen zu lassen, um ihn schließlich zu starten. Wie unsere Füße danach aussahen brauche ich euch wohl nicht beschreiben… Nach gefühlten Stunden des Scheiterns freundeten wir uns schon mit dem Gedanken an den ganzen Weg in der Finsternis nach Hause zu gehen, als wir es dann doch tatsächlich schafften den Motor zum Laufen zu bringen. Nachher fanden wir heraus, dass wir die ganze Zeit, die wir versuchten den rückwärts rollenden Jeep zum Laufen zu bringen, den Vorwärtsgang eingelegt hatten und somit gegen die Maschine arbeiteten. Erst nachdem wir den Wagen gewendet hatten, ließ er sich problemlos starten. Manchmal sollte man eben einfach vorher nachdenken und dann handeln! 🙂 Naja, immerhin sind wir an diesem Abend noch nach Hause gekommen…zumindest der Teil von uns, den die Sandflies und Moskitos noch übrig gelassen haben!;-)

Neben uns sind seit fast zwei Wochen nur noch zwei weitere Backpacker im Village. Emil aus Dänemark und Antoni aus Frankreich teilen sich das Zelt neben uns und zu viert versuchen wir die anfallende Arbeit im Dorf zu erledigen. Die Atmosphäre hier ist einfach einmalig und so sitzen wir fast jeden Abend in Goeff’s Haus zusammen und kochen, erzählen und lachen bis wir irgendwann todmüde ins Bett fallen. Gesine hat Goeff übrigens vor einigen Tagen erstmal ein Zelt hergerichtet, welches bis dahin als Abstellkammer diente, da er sein Haus  Freunden überlassen hatte und selbst einfach in seinem Truck übernachtete. Als wir zu ihm meinten, dass er doch nicht jede Nacht in seinem Truck schlafen könne, erwiderte er nur, dass er früher auf Kartoffelfeldern gearbeitet hätte und dort solange erntete, bis ihm die Augen zufielen und er sich nicht selten einfach draußen auf dem Feld schlafen gelegt hätte. 🙂 Die Geschichte passt irgendwie zu ihm. Und trotzdem schläft er seitdem das Zelt fertig ist in seinem neuen Bett! 🙂

Nach Ostern wird sich im Village einiges verändern. Sue wird zurück nach Frankreich gehen, um dort für eine reiche norwegische Familie zu kochen und deren Sommerresidenz in Stand zu halten. Nachdem wir die Bilder des Anwesens sahen auf dem sie arbeiten wird, haben wir ihr schon mal versichert sie dort zu besuchen. Unglaublich, wie sie immer diese Jobs bekommt! Hatte euch ja schon vom Prinzen von Brunei berichtet!

Auch Kat und Antoni werden Great Keppel nächste Woche verlassen und irgendwie liegt eine komische Stimmung in der Luft. Alle sind sich darüber im klaren, dass die letzten Wochen wirklich traumhaft waren und deswegen möchte niemand wirklich weg von hier. Trotzdem hat jeder auf seine Weise noch andere Pläne und im Großen und Ganzen  sind alle einfach dankbar für die tolle Zeit die wir hier hatten!

Auch wenn es ein bisschen schnulzig ist, fasst ein Gedicht, das hier im Village an einigen Orten aushängt, ganz gut zusammen was allen, die gerade hier sind, wirklich wichtig ist…

The Invitation by Oriah
It doesn’t interest me
what you do for a living.
I want to know
what you ache for
and if you dare to dream
of meeting your heart’s longing.

It doesn’t interest me
how old you are.
I want to know
if you will risk
looking like a fool
for love
for your dream
for the adventure of being alive.

It doesn’t interest me
what planets are
squaring your moon…
I want to know
if you have touched
the centre of your own sorrow
if you have been opened
by life’s betrayals
or have become shrivelled and closed
from fear of further pain.

I want to know
if you can sit with pain
mine or your own
without moving to hide it
or fade it
or fix it.

I want to know
if you can be with joy
mine or your own
if you can dance with wildness
and let the ecstasy fill you
to the tips of your fingers and toes
without cautioning us
to be careful
to be realistic
to remember the limitations
of being human.

It doesn’t interest me
if the story you are telling me
is true.
I want to know if you can
disappoint another
to be true to yourself.
If you can bear
the accusation of betrayal
and not betray your own soul.
If you can be faithless
and therefore trustworthy.

I want to know if you can see Beauty
even when it is not pretty
every day.
And if you can source your own life
from its presence.

I want to know
if you can live with failure
yours and mine
and still stand at the edge of the lake
and shout to the silver of the full moon,
“Yes.”

It doesn’t interest me
to know where you live
or how much money you have.
I want to know if you can get up
after the night of grief and despair
weary and bruised to the bone
and do what needs to be done
to feed the children.

It doesn’t interest me
who you know
or how you came to be here.
I want to know if you will stand
in the centre of the fire
with me
and not shrink back.

It doesn’t interest me
where or what or with whom
you have studied.
I want to know
what sustains you
from the inside
when all else falls away.

I want to know
if you can be alone
with yourself
and if you truly like
the company you keep
in the empty moments.

Und…? Interessieren euch ähnliche Dinge? Wenn ja, dann wäre diese Insel vielleicht auch etwas für euch! 🙂

Wir wünschen euch allen „Frohe Ostern“!



Von Agnes Water bis nach Great Keppel Island…

14 04 2011

Nach ein paar Tagen war es dann auch soweit… das Board brach endgültig komplett durch! 🙂  Natürlich genau an der Stelle, die vorher bereits angeknackst war. Gleichzeitig bedeutete dies, dass unsere „Surfzeit“ nun vorüber war und wir Agnes Water schon bald verlassen würden.

An einem der vielen Strandtage, die wir hier verbracht hatten, fragte ich einmal eine Rettungsschwimmerin, ob die Gefahr bestehe im Wasser auf lebensgefährliche Quallen zu treffen, da wir gehört hatten, dass sich diese zu einer bestimmten Jahreszeit schon mal in Küstennähe aufhielten und sogar mehr Menschen ums Leben bringen würden als z.B. Haie! Sie meinte nur: „Normalerweise trifft man hier nicht auf diese Quallen!“ Ich weiß nicht, ob die Strömungen genau an diesem Tag anders waren als sonst!?… Jedenfalls musste eine Person nur wenige Stunden nach meiner Frage im Krankenwagen abtransportiert werden, da ein sogenannter box jellyfish zugeschlagen hatte! Der Mann hatte aber Glück im Unglück und wurde nur an seinen Beinen von den Tentakeln getroffen. Wirklich gefährlich wird es, wenn sie jemanden in Herznähe erwischen, da sie unter Umständen einen Herzstillstand verursachen können.

Wir sind danach natürlich nicht wieder ins Wasser gegangen, zumal der Strand von den Lifeguards sogar für Rest des Tages gesperrt wurde. Die einzigen, die das ganze anscheinend nur wenig beeindruckte, waren die Surfer. Ein oder zwei haben sich kurz die Mühe gemacht an Land zu kommen und nachzufragen welche Gefahr denn gerade droht, als sie die rote Flagge am Strand haben wehen sehen. Nur, um sich unmittelbar danach direkt wieder auf ihr Board zu schwingen und rauszupaddeln. Man konnte sich ungefähr denken, was sie ihren Jungs, die draußen geblieben waren zuriefen… „Es sind nur die tödlichen Quallen, nichts Ernstes!“, oder so ähnlich! 😉 Es passt einfach zu ihrer „I don’t give a shit!“- Mentalität. Wie soll auch jemand, der Angst vor Quallen hat eine zehn Meter hohe Welle reiten!? Das geht eben nicht!

Emu Park

Die letzte Woche war sehr regnerisch und windig. Momentan wird vor allem die nördlichere Ostküste Australiens von einem riesigen Tiefdruckgebiet bedeckt, welches unpassender Weise, aus unserer Sicht, das Meer aufwühlt und Regenwetter mit sich bringt. Da wir eigentlich die nächste Zeit am Strand bzw. unter Wasser verbringen wollten, kam uns dieses gar nicht gelegen. Wir haben sogar mit dem Gedanken gespielt an diesem Punkt unserer Reise bereits ins Outback, also ins Zentrum des Kontinents, zu fahren und die nun beginnenden, normalerweise wunderschönen Küstenabschnitte und das Great Barrier Reef auszulassen. Nach einigen ruhigen, nassen Tagen in Emu Park, einem kleinen Örtchen am Meer konnten wir uns dann endlich entscheiden. Aufgrund von Unwetterwarnungen im Norden und teilweise überschwemmten Strassen (ist dort etwas ganz normales und hält meistens nicht lange an), entschieden wir uns dafür ertmal nicht weiter Richtung Norden zu fahren, sondern von einem Fähranleger ganz in der Nähe von Emu Park nach „Great Keppel Island“ überzusetzen. Ca. dreizehn Kilometer vom Festland entfernt befindet sich diese traumhafte Insel, welche von, ich glaube sechzehn weiteren kleineren Inseln umgeben ist.

Außerdem hatten wir gehört, dass eine Unterkunft dort freie Übernachtungsmöglichkeiten anbietet, wenn man als Gegenleistung täglich drei Stunden arbeitet. Also probierten wir es einfach mal aus!

Great Keppel Island

Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll… Gibt es etwas cooleres als umsonst auf einer paradiesischen Insel in den Tropen zu wohnen? Wenn ja, dann lasst es uns wissen, denn das hier ist ziemlich perfekt und mir fällt gerade nichts ein, was noch besser sein könnte!? 🙂

Wir arbeiten zur Zeit für das „Great Keppel Holiday Village“, welches von Goeff geleitet wird. Goeff ist ein Typ, der seit siebenundzwanzig Jahren auf der Insel lebt und wahrscheinlich seitdem nichts anderes als Badehosen und T-Shirts getragen hat. Ich weiß nichtmal, ob er überhaupt Schuhe besitzt!? 😉 Naja, es herrscht jedenfalls eine sehr entspannte Atmosphäre in unserem Dörfchen hier.

Leider war die Insel stark von den Überschwemmungen, die vor einigen Monaten in Queensland herrschten, betroffen. Deswegen besteht unsere tägliche Arbeit unter anderem darin das Village wieder auf Vordermann zu bringen und die Verwüstungen, die das Wasser hinterlassen hat, zu beseitigen. Neben den üblichen „Housekeeping“-Pflichten, bauen wir neue Zelte auf, die schließlich als Unterkünfte für Gäste benutzt werden, oder verrichten einfach Gartenarbeit. Insgesamt gibt es nur drei Leute (inklusive Goeff), die permanent hier arbeiten. Neben Goeff gibt es noch Glenn und Kat. Die beiden helfen ihm mit allem, was sich um den Wassersport auf der Insel dreht. Hinzu kommt noch eine alte Freundin von Goeff. Sue ist Köchin und hilft ihm gerade ein bisschen aus, bevor sie wieder nach Frankreich fliegt, um dort zu arbeiten. Gesine liebt Sue und ihre Geschichten. Die sehr sympatische, gebürtige Neuseeländerin hat in den letzten dreißig Jahren schon an den unglaublichsten Orten gearbeitet. Unter anderem war sie sogar die Köchin des Prinzen von Brunei, zu dessen Familie sie immer noch Kontakt hat. Wahnsinn, oder!?

Wie wir, kommen manchmal auch andere Backpacker hierher, die teilweise ebenfalls arbeiten, oder einfach nur relaxen, aber dann eben auch bezahlen müssen. In den letzten Tagen haben wir viel mit einer Gruppe Franzosen unternommen. Eine der vier hatte sogar Geburtstag. Wie es sich auf einer Insel gehört, feierten wir natürlich am Strand unterm Sternenhimmel. Kein schlechter Ort für eine Party, fanden wir!

Mit Alex, dem einzigen Mann aus dieser lustigen Truppe, bin ich dann auch ab und zu fischen gegangen. In diesem Teil von Australien ist es erlaubt mit Netzten zu fischen, und so können wir relativ einfach ziemlich viel Fisch fangen! Das kommt uns zu Gute, da es hier auf der Insel keinerlei Einkaufsmöglichkeiten gibt und wir nur solange bleiben können, wie unsere Vorräte reichen. Naja, notfalls nehmen wir einfach noch mal die Fähre zum Festland und zurück, um die Reserven erneut aufzustocken.  Denn momentan sieht es nicht danach aus, dass wir die Insel bald verlassen werden um weiterzureisen!