Von Agra nach Varanasi…

24 09 2010

Bereits um fünf Uhr klingelte der Wecker. Es stand der Besuch des Taj Mahal auf dem Programm. Da das Gelände schon um sechs Uhr morgens öffnet und das Taj eine der Hauptattraktionen für unzählige Indienreisende darstellt, dachten wir es wäre vorteilhaft so Früh wie möglich dorthin zu gehen, um der Touristenmasse auszuweichen. Ganz alleine waren wir natürlich um diese Zeit auch nicht, aber es hat sich trotzdem gelohnt. Alleine der Schein der aufgehenden Sonne, der das Bauwerk zu dieser frühen Stunde in seiner enormen Pracht erstrahlen ließ, war ein Erlebnis für sich. Jeder hat das Taj Mahal schon auf  Bildern oder Postern unzählige Male gesehen, jedoch hätten wir nicht erwartet, dass es wirklich so imposant wirkt, wenn man direkt davor steht.

Zurück im Hostel mussten wir nun noch die Zeit totschlagen bevor unser Nachtzug Agra in Richtung Varanasi verlassen würde. Und wie es der Zufall so will haben wir genau an diesem Mittag ein Pärchen aus Jena getroffen, mit denen wir den Tag verbringen konnten. Weil er gebürtiger Neuseeländer ist, konnten wir so schon mal ein paar Infos über eines unserer zukünftigen Ziele sammeln. Außerdem gab es ein Bier nach dem anderen und die Stimmung war den ganzen Tag einwandfrei! 😉 Um 23 Uhr hatten wir dann auch keinen Schiss mehr vor dem Nachtzug, sondern wollten einfach nur schlafen… Das Treffen mit den beiden hatte also mehrere Vorteile.

Der Zug an sich war relativ eng und voll.  Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, haben wir allerdings nicht mehr viel von dem ganzen Trubel mitbekommen, da wir jeder eine obere Pritsche in einem 6er-Abteil (ohne Türen natürlich) hatten, auf denen sich einigermaßen gut schlafen ließ. Abgesehen vom Rülpsen und Furzen der Mitreisenden ist man kaum in der nächtlichen Ruhe gestört worden und sogar Getränke und Essen wurde im Zug zum Verkauf angeboten. Nach vierzehn Stunden haben wir dann unser Ziel erreicht…Varanasi!

Varanasi

Ich bin mir nicht sicher ob es das Bier vom Vortag oder das Essen auf de Zugfahrt war, aber mich hat es erwischt. Wir dachten schon, da sich Gesine gut von ihrem Fieber erholt hatte, das die Krankheitsphase überstanden wäre. Diesmal liege ich im Bett und starre an die Decke in der Hoffnung Mal eine Nacht ohne auf die Toilette rennen zu müssen zu überstehen.

Es dauerte schließlich ein paar Tage bis wir uns komplett auskuriert hatten. (Übrigens mit Hilfe von Medikamenten, die wir hier in Apotheken gekauft haben, nachdem die Mittel von zu Hause nicht wirkten!)

Varanasi ist wie ein spirituelles Irrenhaus mit abermals unzähligen kleinen Gassen, in denen man fast immer die Orientierung verliert. Der heilige Ganges ist ein weiteres Mysterium für alle Westler. Wie können die Menschen dieses Gewässer, welches durch Fäkalien verdreckt und durch Schwermetalle belastet ist so verehren, dass sie darin baden und das Wasser sogar trinken!? Wiederum ist die Antwort, wie so oft in Indien, im Glauben der Leute zu finden. Einige der heiligsten Tempel Indiens befinden sich hier in der Nähe des Flusses. Der „goldene Tempel“ befindet sich nur wenige Meter neben unserem Guest House und wir erleben täglich wie die Gläubigen in Scharen dorthin strömen um ihren Göttern Nahe zu sein.

Von der Wasserseite aus konnten wir von einem Boot beobachten wie die traditionelle Bestattungszeremonie für Hindus in Varanasi abläuft. Falls die Leute das Geld haben und sie eines natürlichen Todes gestorben sind, können sie sich auf einer Art Floß verbrennen lassen und ihre Überreste werden anschließend dem Ganges übergeben. Mittlerweile gibt es auch eine Fabrik, die diese Verbrennung übernimmt und die Kosten für die Familien der Verstorbenen verringert. Das Fotografieren von diesen Zeremonien ist strengstens verboten. Nur Falls sich jemand wundert, warum wir davon keine Bilder haben.

Wir sind jetzt knapp eine Woche hier und es benötigt mindestens so lange um das komplexe Durcheinander auf den Straßen von Varanasi zu verstehen und genießen zu können. In der Zeit als es uns gesundheitlich weniger gut ging haben wir festgestellt, dass uns schnell alles auf die Palme gebracht hat, wenn wir das Guest House verlassen haben. Zu viele Leute, zu viel Dreck, alles ist zu laut usw.…. Doch wenn man einfach durch die Straßen geht um irgendwo ein kleines Restaurant zu suchen und nicht erwartet das dies innerhalb von 5 min. funktioniert, sondern man eher zwei Stunden für jede Kleinigkeit einplant, die man erledigen muss, dann kann man hier eine tolle Zeit haben. Vor allem diese Ungezwungenheit des in den Tag hinein Lebens fasziniert uns hier. Wenn man aufwacht, steht man auf! Wenn man hungrig ist, isst man! Wenn man müde ist, schläft man! Eigentlich ganz einfach, oder! 😉

Morgen ist es dann aber soweit und wir werden Richtung Nepal weiterziehen. Indien war ein idealer Start für unsere Reise. Wir möchten nichts von dem Missen, was wir hier erlebt haben. Auch oder besser gerade weil es nicht immer einfach war…



Von Udaipur bis nach Agra…

17 09 2010

Am nächsten Morgen haben wir uns dafür entschieden die Highlights der Stadt von der Wasserseite aus zu erkunden. Von einem kleinen Boot konnten wir während einer Rundfahrt die tolle Aussicht auf den Stadtpalast und die teilweise im See liegenden Hotels genießen. Nicht nur wegen diesen eindruckvollen Bauten, sondern vor allem aufgrund der schon fast romantischen Atmosphäre, die Udaipur versprüht, war die Stadt inklusive Umgebung unter anderem Schauplatz für den James Bond Klassiker „Octopussy“. Das bekommt man hier übrigens immer wieder und wieder aufgetischt. Jeden Abend wird in sämtlichen Hostels der uralt Fernseher aus der Ecke geholt und die DVD mit genau diesem Film gezeigt. Wenn  es einen Film mit Kultstatus in Udaipur gibt, dann ist es dieser! J

Die Leute in Rajasthan sind sehr Stolz auf ihre Traditionen. Neben bestimmten Tänzen und Musik sind Puppen bzw. Marionetten aus der Umgebung landesweit bekannt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wann waren wir denn das letzte Mal im „Kasperle- Theater“!?  In einem total verkommenen, jedoch zu Beginn der Vorführung gut gefüllten, Kinosaal wurde uns ein lustiger Sketch nach dem anderen dargeboten. Alle anderen Zuschauer waren Inder, die dieses „Kulturzentrum“ (es hieß wirklich so) aufgesucht haben um sich unterhalten zu lassen. Leider sind mit Ende eines jeden Beitrages ständig Leute aufgestanden und gegangen, sodass wir zum Schluss als einzige das Finale miterleben durften! So schlecht war es eigentlich gar nicht… Immer diese Kulturbanausen! 😉

„Ich stand entzückt und schaute auf das majestätische Panorama, das sich zu meinen Füßen ausbreitete. Ich hatte niemals gehofft, etwas so schönes zu sehen. Es glich einer der Märchenstädte aus Tausendundeiner Nacht.“

Diese Zeilen haben zwar nicht wir verfasst, sondern ein Reisender vor einem Jahrhundert, trotzdem beschreiben sie ziemlich genau wie wir uns gefühlt haben, als wir nachts auf der marmornen, mit Kissen ausgelegten Dachterrasse den Blick über die Altstadt von Udaipur schweifen ließen. Deswegen nennt man die Stadt auch „Venedig des Ostens“… Wir waren zwar noch nie in Venedig, aber hier ist es echt schön!

Udaipur – Pushkar

Auf einmal war es dann soweit… Unserem Fahrer ist der Kragen geplatzt, als wir ihm ein weiters Mal klar machten, dass wir in einem anderen, nicht von ihm empfohlenen, Hostel übernachten werden. Alles wäre viel zu kompliziert, wenn wir in einem anderen Hotel schliefen und außerdem müsse er ja auch etwas essen. Komisch, da er uns beim Mittagessen doch extra darauf hingewiesen hatte, dass er seine Rechnungen anschreiben ließe und er somit eben nicht auf uns angewiesen sei. Es ging noch ein bisschen hin und her bis er uns schließlich in unsere Wunschunterkunft gefahren hat. Unmittelbar nach solchen „Verhandlungen“, bei denen es natürlich immer um Geld geht ist Shankar dann wieder ganz der Alte. Während wir noch angesäuert auf dem Rücksitz verharren, weil wir es nicht glauben können, dass es wieder ein solcher Akt gewesen ist nur in das Hostel unserer Wahl zu kommen, fährt Shanki, als ob nicht gewesen wäre, weiter. Ohne zu feilschen kommt man in Indien eben nicht weit!

Pushkar

Der uralte hinduistische Wallfahrtsort strahlt eine für Indien ungewohnte Gelassenheit aus. Unzählige Tempel umgeben einen heiligen See, in dem jeder Hindi mindestens einmal im Leben gebadet haben sollte. So steht es in der heiligen Schrift…Hunderte von Gläubigen kommen diesem Aufruf auch täglich nach. Ohne Hintergrundwissen über die Lebensweise und vor allem den Glauben der Hindus, kann ein Westler nicht verstehen, warum diese Leute in ein derart verdrecktes Gewässer springen und es sogar genießen.

Für kaum eine andere Region der Erde gilt der Grundsatz, dass die Religion den Schlüssel zum Verständnis des Landes bildet, wie für Indien. Auch wenn wir täglich etwas dazulernen, so bleibt es trotzdem eine Art Rätsel, welches wir in der kurzen Zeit wohl nicht komplett entschlüsseln werden.

Jaipur

Wir sind nun schon an der vorletzten Station unserer Rajasthan-Rundfahrt angekommen. Von einigen Deutschen in Pushkar hatten wir gehört, dass eine „City Tour by Night“ ganz schön sein sollte. Das hat sich dann auch bestätigt. Die angestrahlten Sehenswürdigkeiten und vor allem der Blick über das, wie ein Lichtermeer wirkende, nächtliche Jaipur waren einmalig. Von der Stadt an sich waren wir nicht sonderlich begeistert. Uns fehlt jetzt schon die unbeschreibliche Atmosphäre der kleineren Wüstenstädte…

Jaipur – Agra

Wahnsinn! Shankar setzt noch mal Einen drauf! Kurz bevor sich unsere Wege trennten (wir reisen von hieran alleine mit Bus und Bahn weiter), wollten wir uns noch angemessen von unserem Fahrer verabschieden. Im Großen und Ganzen war es eine interessante Erfahrung mit ihm diese Rundfahrt gemacht zu haben. Er hat uns vieles erzählt und gezeigt, was nicht in jedem Reiseführer zu finden ist. Deswegen wollten wir ihm auch ein, wie wir denken, gutes Trinkgeld geben. Unmittelbar nachdem er das Geld entgegengenommen hatte, meinte er „It’s not heavy enough. I think you should give me 1000 Rs more!“ Und auf einmal waren wir mitten in den Verhandlungen um sein Trinkgeld! Er feilscht sogar, wenn es gar nichts zu feilschen gibt! J Naja, also gab’s noch einen Schein für Shankar und alle waren zufrieden. Man kann ihn ja verstehen, da er bestimmt nicht sehr viel von dem Geld sehen wird, welches wir seinem Boss für die Rundfahrt gezahlt haben.

Agra

Die Tour ist uns leider auch ziemlich an die Substanz gegangen. Immer nur ein bzw. zwei Nächte in derselben Stadt zu schlafen ist auf Dauer sehr anstrengend. Dazu kommen dann noch das ungewohnte Essen und die Klimaanlage im Auto. Während ich (Gordon) nur darauf achten muss, dass ich genau fünfzehn Minuten (und keine Sekunde später) nach den Mahlzeiten in der Nähe einer Toilette bin, hat es Gesine schon schlimmer erwischt. Sie liegt gerade mit Fieber im Bett. Aber keine Sorge, wir haben schon alle Medikamente eingenommen und morgen fühlen wir uns bestimmt besser.



Von Jaisalmer nach Udaipur…

11 09 2010

Am Morgen sind wir losgezogen um das Fort von Jaisalmer zu erkunden. Sehr beeindruckend ragt es, weil auf einem Hügel gelegen, aus der umliegenden Neustadt heraus. Die schon öfter erwähnten Forts muss man sich wie kleine Dörfer vorstellen, die von hohen Mauern umringt werden. Diese Festungen, vor allem die in Jaisalmer, sind von kleinen Gassen durchzogen, in denen sich Touristen, Händler, Tiere und Einheimische tummeln. Eigentlich eine schöne Vorstellung, zumal die Stadt direkt an bzw. in der Wüste Thar liegt. Seit vor fünfzehn oder zwanzig Jahren die ersten Backpacker den als Geheimtipp geltenden Ort aufgesucht haben, hat sich leider einiges verändert. Man kann kaum drei Schritte gehen ohne von Händlern schon fast an ihren Stand gezogen zu werden. Diese Leute sind extrem penetrant und versuchen einem natürlich mal wieder alle Möglichen Souvenirs oder Glücksbringer anzudrehen. Zum Glück sind wir gerade noch in der Vorsaison. So hat sich uns noch nicht mal das schlimmste Bild der Stadt gezeigt, jedoch konnten wir es uns gut vorstellen. Die Idylle vergangener Tage wird hier nie wieder einkehren, aber einen gewissen Charme versprüht Jaisalmer immer noch.

Khuri: Kamelsafari

Eine Kamelsafari ist wohl eins der Highlights auf unserer Nordindienreise. Da diese in einem 40 km entfernten Ort namens Khuri einen sehr guten Ruf unter Travellern haben, sind wir kurzerhand dorthin aufgebrochen um das Abenteuer anzugehen.

Khuri selbst ist ein kleines Dorf in der Wüste. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, dass auch hier ein Guest House neben dem anderen steht. Zwar sind die Bauten sehr traditionell gehalten, jedoch wird hier auch alles auf die Touristen abgestimmt. Es scheint fast unmöglich die Einsamkeit und Weite der Wüste zu erleben.

Doch das eigentliche Kamelreiten hat uns eines Besseren belehrt. Die Gelassenheit, die diese Tiere an den Tag legen ist wirklich toll. Bequem sind sie zwar eher nicht, aber darum ging es ja auch nicht! Die Safari hat uns durch grüne Steppen und über riesige Sanddünen quer durch den sogenannten „Desert National Park“ geführt. Schade, dass der Sonnenuntergang an diesem Tag nicht so gut zu sehen war, sonst hätten wir die Möglichkeit gehabt ihn von einer Düne aus zu bestaunen.

Zurück in Khuri fragte uns dann unser Guest House Besitzer, ob wir das Dorf sehen möchten, in dem seine Familie wohnt. Natürlich wollten wir uns nicht entgehen lassen, wie die Leute in ihren Lehmhütten den Alltag bewältigen. Wir hätten aber nicht gedacht, dass ein Freund des Besitzers uns in fast perfektem Englisch eine Tour durch sämtliche Hütten gibt, in denen die Menschen versuchen einem selbstgebastelte Schlüsselanhänger oder Teppiche zu verkaufen. Falls dies nicht ankommt bei den Touristen, werden die Kinder losgeschickt, um wenigstens einige Rs zu ergattern. Es war ein komisches Gefühl durch dieses Dorf zu gehen, da man den Eindruck hatte, dass das angeblich so traditionelle Leben der Bewohner nichts mit dem zu tun hat, wie es heutzutage wirklich aussieht. Mal wieder eine negative Folge des Tourismus.

Am Abend hat sich der Eindruck dann noch bestätigt, als eine Tanz- und Gesangsgruppe auf traditionelle Weise die Gäste während des Essens unterhielt, bevor sie dann sogar die Touristen zum tanzen animiert haben. Ein bisschen wie auf Mallorca, nur in der Wüste eben. Naja, so haben wir dann mit einigen Indern im Kreis getanzt! (Zum Glück gab’s vorher selbstgebrannten Wüstenwein!)

Wer nach Khuri kommt, um unverfälschtes Dorfleben zu sehen, ist hier falsch. Wer das weiß und darauf eingestellt ist, kann noch immer Gewinn aus dem Besuch ziehen. Uns hat es ziemlich zum Nachdenken gebracht…

Jodhpur

Nach einer ruhigen Fahrt ohne besondere Vorkommnisse sind wir, noch ein bisschen erschöpft von den anstrengenden Tagen in der Wüste, in Jodhpur angekommen. Zum Abendessen wollten wir mal etwas Außergewöhnlicheres und sind mit unserem Fahrer ins „On the Rocks“ gegangen. Hier mischen sich Touristen mit der gehobenen Mittelklasse der Inder. Alles wirkt sehr westlich, allerdings mit einer sehr angenehmen Atmosphäre Das Essen war ausgezeichnet, fast wie immer wenn man in eines der Restaurants hier aufsucht. Das hatte dann auch seinen Preis. Ca. 8 € pro Person mussten wir schließlich bezahlen. Das ist für indische Verhältnisse ne ganze Menge.

Morgens stand dann ein wenig Sightseeing auf unsrem Plan. Vom Meherangarh Fort aus hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Altstadt von Jodhpur. Diese haben wir auch unmittelbar nach der Besichtigung besucht. Durch kleine Gassen sind wir vom Fort abwärts ins Zentrum gegangen. Der Markt in der Altstadt zeigte dann wieder das typische Getümmel auf Indiens Straßen. Leider sind wir dann noch in einen monsunartigen Regenschauer gekommen und innerhalb von dreißig Sekunden bis auf die Unterwäsche nass geworden. Naja, in einem bekannten Gewürzladen hatten wir dann die Möglichkeit uns zu trocknen. Verbunden war der Aufenthalt in dem Laden natürlich mit einer Führung an den einzelnen Regalen vorbei. Dazu wurde uns noch Tee gereicht und erzählt, dass Alfons Schubeck ein guter Freund sei, den er ständig beliefern würde. Na dann, schlagen wir doch zu! 😉 Wir haben uns für etwas Kaffee und Tee entschieden, damit wir nicht ganz unhöflich rüberkommen. Schließlich durften wir uns ja auch dort umziehen.

Ranakpur

„Endlich mal Ruhe!“, haben wir gedacht, als wir aus dem Auto gestiegen sind. Ranakpur liegt etwas erhöht in einer hügeligen Landschaft, durchzogen von einem Fluss mit zwei Stauseen. Wie eine andere Welt wirkt das tief grüne Land im Vergleich zum öden Wüstensand. Immerzu sind Schilder mit Panther-Warnungen aufgestellt und zu spät sollte man nicht außerhalb des Guest Houses herumlaufen, denn auch Bären treiben sich in den Wäldern herum.

Neben der Natur ist ein weiterer Jain-Tempel das Highlight der Region. Der Jainismus ist wie der Buddhismus eine Religion, die aus dem Hinduismus hervorgegangen ist. Er hat jedoch bei Weitem weniger Anhänger. Den Gläubigen ist z.B. untersagt jeglicher Art von Leben zu schaden. Deswegen könnten sie nie beim Militär oder in der Landwirtschaft arbeiten. Sie haben oft kaufmännische oder akademische Berufe und sind eher wohlhabend. Trotzdem behalten sie nur den nötigen Teil für sich und spenden sehr viel Geld für ihren Glauben. Das war schon seit Entstehung der Religion so. Ein beeindruckendes Zeugnis der Spendenfreude der Jains ist der Tempel von Ranakpur. Er ist komplett aus Marmor und mit zahlreichen Skulpturen verziert. (Könnt ihr auf den Bildern sehen!) Wirklich einmalig!

Udaipur

Nach einer Woche mit unsrem Fahrer Shankar sind wir an dem Punkt, dass wir nicht mehr immer in  den etwas außerhalb des Stadtkerns liegenden Mittelklasse Hotels schlafen wollen, die er uns jedes Mal empfiehlt. Es war zwar auch interessant, doch die Atmosphäre in den Altstädten zieht uns förmlich an! Die Zimmer sind günstiger, das Essen ist mindestens genauso gut und es gibt viel mehr Leben um einen herum. Wir werden die Tour mit Shankar selbstverständlich fortsetzen, jedoch nicht mehr seinen Empfehlungen bezüglich der Unterkünfte nachkommen. (Wir vermuten, dass ihm dadurch seine Schlepper-Kommission entgeht, weil er ein bisschen mürrisch auf unsere Entscheidung reagiert hat.) Sorry…

Genauso haben wir uns das Wohnen in Indiens Städten vorgestellt. Unser Guest House ist voll mit Travellern, die so in den Tag hinein leben. Die einen machen ein bisschen Sightseeing, die anderen essen Mittag auf der Dachterrasse mit Seeblick und wieder andere liegen auf großen Kissen um ein paar Tische herum auf dem Boden und lesen ein Buch. Wir haben uns einfach dazugelegt und ein Lassi (Joghurt mit Eiswasser) getrunken. Das ist die Atmosphäre auf die wir gewartet haben. Wir haben endlich, vielleicht auch deswegen, das Gefühl in Indien angekommen zu sein.



Weiter geht es von Jhunjhunu nach Jaisalmer…

8 09 2010

Jhunjhunu

Nach unserer aufregenden Fahrt am Vortag hatten wir nun die Gelegenheit uns ganz in Ruhe die für die Shekhawati Region typischen Wohnhäuser der wohlhabenden Geschäftsleute anzusehen. Diese sehr alten Havelis, wie sie auch genannt werden, bestechen durch ihre aufwendig gestalteten Fassaden. Die Steinmetzarbeiten wirken fast wie Schnitzereien und sind wirklich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass heutzutage nicht im Geringsten das Geld vorhanden wäre um eine solche Arbeit zu bezahlen.

Das eigentliche Highlight dieser Gegend liegt jedoch ca. 10 km außerhalb der Stadt in Deshnok. Man kann es kaum glauben, aber dort gibt es einen Tempel, in dem es vor Ratten nur so wimmelt! Wir waren wirklich geschockt, zumal man vor Betreten eines jeden Tempels die Schuhe ausziehen muss und die ganze Zeit barfuss (!) durch tausende von Ratten läuft. Wir konnten uns nicht so ganz festlegen, ob der Gestank oder ständige Gequieke schlimmer war. 🙂  Die Inder selbst haben auch ganz unterschiedlich auf die kleinen Bewohner des Tempels reagiert. Einerseits sind viele Frauen zusammengezuckt, sobald eine Ratte zu dicht an sie heran kam. Andererseits fragt uns ein Typ woher wir denn kommen würden…Auf unsere Antwort „Germany“ sagt er nur: „ I’m from Deshnok!“, und legt sich mit dem Gesicht nach unten auf die voll Rattenkot und mit Dreck verschmierten Steine und fängt an zu meditieren! Naja, jedem das Seine.

Außerdem laufen zwischen den unzähligen grauen Ratten einige weiße Exemplare umher. Falls man eine dieser Ratten zu Gesicht bekommt hat man einen Wunsch frei, der natürlich auch auf jeden Fall wahr wird! Könnt ja mal bei den Fotos nachschauen, ob wir Glück hatten. 😉

Jhunjhunu – Bikaner

Man bekommt immer mehr mit das wir Richtung Wüste unterwegs sind. Die Temperaturen steigen stetig und es ist mittlerweile fast 40°C. Jedoch ist diese Jahr eine ganz entscheidende Sache anders hier in der Wüste…es ist alles grün! Durch den enormen Regen, der so reichhaltig die letzten dreißig Jahre nicht gefallen ist, erstrahlt die Steppe mit ihren Sträuchern und kleinen Bäumen in einen saftigen grün. Mal sehen wie lange die Landschaft noch so bleibt!? Eigentlich wollten wir ja Sanddünen sehen, die das Gefühl von einer Märchenwelt, wie aus tausend und einer Nacht aufkommen lassen.

Eine gute Sache hat das Erblühen und Gedeihen der Pflanzen jedoch. Die Bauern freuen sich wie selten zuvor über eine ertragreiche Ernte und ihre Tiere bekommen endlich mal frisches Grünzeug anstatt in Müllresten am Straßenrand zu stöbern. Auch wir haben auf unserem Weg mal kurz am Rand eines Feldes gehalten und von netten Bauernjungen eine Melone gepflückt bekommen. (Jetzt hätten wir natürlich auch gerne etwas dafür  bezahlt, aber die Jungs wollten auf keinen fall Geld entgegennehmen! Was für ein Unterschied zur Stadt, wo doch jeder die kleinste Gelegenheit nutzt um an Geld zu kommen.)

Bikaner

Nach Ankunft in einer neuen Stadt besprechen wir uns immer erst mit unserem Fahrer und klären was wir machen wollen und wie lange wir wahrscheinlich dortbleiben. Durch unseren Reiseführer haben wir oft schon bestimmte Vorstellungen, was uns interessieren würde und was eher nicht. Shankar überrascht uns aber nicht selten mit Infos und Sehenswürdigkeiten, die in unserem Führer gar nicht aufgelistet sind. Er macht wirklich einen guten Job! Allein wenn es um die Wahl der Unterkunft geht, stellt er sich ein wenig stur, da er natürlich von bestimmten Freunden/Hostelmanagern eine Gebühr bekommt, wenn er Gäste in dessen Haus bringt. Die Hotels, die er uns empfiehlt sind einwandfrei, genauso wie das Essen dort. Allerdings kosten sie meisten 200 bis 300 Rs (3-5€) mehr als wir eigentlich eingeplant hatten. Diese paar Euro macht er aber auf jeden Fall durch seine coole Art und sein Wissen über die Region wider wett.

Zunächst stand in Bikaner die Besichtigung des Junagarh Fort auf dem Programm. Forts sind in Rajasthan in jeder großen Stadt zu finden und waren die Paläste der regierenden Maharashtras. Beeinduckende Architektur sowie oft tolle Ausblicke auf die umliegenden Städte machen eine solche eher trockene Besichtigung durchaus attraktiv.

Abenteuerlich wird es aber erst, wenn man auf eigene Faust loszieht und die Stadt erkundigt. Wir wissen nicht genau wie wir es sagen sollen, aber es ist der Wahnsinn!! Autos, Tuk Tuk’s, Fahrräder die alle, so empfindet man es zumindest, gleichzeitig hupen, tröten und klingeln. Dazu hunderte von Menschen auf engstem Raum, von denen ein Großteil so arm ist, dass sie bettelnd an unseren Armen ziehen um ein paar Rs zu ergattern. Wir haben nur versucht ein Restaurant zu finden, das in unserem Reiseführer für Westler empfohlen wurde….Das Ergebnis: Entweder des Restaurant existiert nicht mehr oder wir haben total die Orientierung verloren! 😉 Es war jedenfalls ein Erlebnis, zumal wir die einzigen Weißen in Bikaners Straßen waren. Leider ist somit das Mittagessen ausgefallen, da wir uns, bis auf einen kleinen Snack, nicht an die öffentlichen Straßenstände getraut haben. Bis jetzt haben wir übrigens noch keinerlei Verdauungsprobleme, falls es jemanden interessiert.

Bikaner – Jaisalmer

Unterwegs sind uns zunehmend Leute aufgefallen, die am Straßenrand mit einer Fahne in der Hand in Richtung Westen gingen. Shankar erklärte uns, dass jährlich ein religiöses Festival in Remdeobra stattfindet, zu welchem die Menschen aus ganz Rajasthan pilgern. Die Leute legen Strecken bis zu 500 km zurück um an diesen Ort zu gelangen! Ein Glück dauert das Fest dann auch einen Monat. Als Spende/Opfergabe geben die meisten Gläubigen ihre Schuhe ab, weil sie sonst nicht viel besitzen. Diese lassen sie dann einfach am Rand der Straße liegen, wo sie sich zu riesigen Haufen ansammeln. Der Rest des Wegs wird dann barfuss gegangen.

Jaisalmer

Angekommen in Jaisalmer sind wir sofort in den Pool gesprungen, der überraschender Weise zu unserem Hostel gehört. Was für eine Erfrischung. Wir sind jetzt in der Wüstenstadt schlechthin in Indien und genießen die vergleichsweise ruhige Atmosphäre dieser Gegend.

Den ersten Sonnenuntergang in der immer noch sehr grünen Wüste haben wir am Bada Bagh mit Blick auf das Fort von Jaisalmer genießen können. Das Abendlicht und die Bauten aus Sandstein haben ein ganz eigenes Flair. Uns gefällt es richtig gut hier und wahrscheinlich bleiben wir ein paar Tage.



Die ersten Tage in Indien!

6 09 2010

Jaaaaa!!! Wir haben es nun endlich geschafft eine vernünftige Internetverbindung zu finden. Unsere Informationsquellen meinten eigentlich, dass es selbst in dem kleinsten Kaff gar kein Problem sei mal eben ins World Wide Web zu kommen!? Naja, entweder der einzige Computer, der in so einem „Internet Cafe“ steht, ist von unzähligen Indern belagert oder die Verbindung ist so schlecht, dass noch nicht einmal eine Konvektivität mit dem PC angezeigt wird. Dementsprechend  ist es nicht so einfach  unseren Blog zu aktualisieren… ist wirklich so und soll keine Ausrede sein, weil wir zu faul sind zu schreiben!! Ganz im Gegenteil, wir sammeln wirklich unheimliche viele Eindrücke hier, die wir natürlich versuchen festzuhalten (Notizen, Fotos) und danach für euch zu posten.

Also, lasst uns mal vorne beginnen….

New Delhi

Die Flüge waren einwandfrei. Alles hat bis zur Ankunft in Delhi wunderbar funktioniert und wir dachten durch das Studieren unsres Reiseführers (Reise Know How), der speziell für Individualreisende und auf den Norden Indiens ausgelegt ist, gut auf die Konfrontation mit der Riesenmetropole New Delhi vorbereitet zu sein…. Leider war es nicht ganz so!

Wir sind direkt einem Schlepper , auch Taxifahrer genannt, in die Hände gelaufen, der uns nicht zu unserem Hostel, sondern zu seinem Freund ins Reisebüro gefahren hat. Dieser versucht einem dann eine Tour für den ganzen Indienaufenthalt anzudrehen. Lästig! Wir wollten doch nur ins Hostel! Nach drei Reisebüros und zwei Stunden sind wir dann schließlich auch dort angekommen.

Hotel Namaskar, direkt am Main Bazaar gelegen,  hat einen guten Ruf in der Traveller-Szene und wir können dieses nach zwei Nächten Aufenthalt auch bestätigen. Die Zimmer sind natürlich nicht blitzsauber, aber das hat ja auch niemand erwartet. Dafür ist die Beratung am Front Desk umso besser. Wir erwähnen es extra noch mal, da wir sonst das Gefühl hatten, dass jeder einzelne Indi nur das Ziel hat einen über den Tisch zu ziehen! Bei der Armut, die im gesamten Land herrscht ist das noch nicht mal unverständlich, aber trotzdem neu und nervig. Der Main Bazaar ist nicht nur der Ort, in dem unser Hostel ist, sondern auch eine der größten Einkaufsstraßen mit sehr vielen Seitengassen. Es sind so unglaublich viele Menschen, Autos, Tuk Tuk´s, Motorräder und Kühe (!) auf der Straße. Als Fußgänger sollte man wachsam sein, denn spätestens wenn das Gehupe losgeht, weiß man, dass jemand von hinten, vorne oder von der Seite angefahren kommt. Außerdem ist es die Gegend, die die meisten Traveller nach  der Ankunft in Indien aufsuchen, um von dort ihre Reise durch das Land zu organisieren. Bevor unsere Tour aber losgehen sollte, wollten wir wenigstens noch die Highlights von Delhi mitnehmen und haben uns ein Auto mit Fahrer gemietet. Gleichzeitig konnten wir so testen, ob wir mit Fahrer, dessen Englisch-Kenntnissen und dem Auto zufrieden sind um ihn danach für eine zweiwöchige Tour durch den Wüstenstaat Rajasthan zu buchen.

Zunächst aber zur City Tour in Delhi…

New Delhi ist wirklich keine sehr schöne Stadt, hat aber noch viele Sehenswürdigkeiten aus alten Zeiten zu bieten. Das bedeutete für uns, dass wir ein sogenanntes Highlight nach dem anderen abgeklappert haben um uns einen Eindruck zu verschaffen. Die Details zu den einzelnen Stopps interessieren die meisten von euch wohl wenig, deswegen hier nur ein ganz grober Überblick:

–         Rundfahrt durchs Regierungsviertel

–         Humayun-Mausoleum

–         Bahai House of Worship

–         Qutb Minar

–         Gandhi-Smriti-Museum

Falls ihr mehr Infos zu dem ein oder anderen Punkt haben wollt, dann googelt den Begriff einfach.

Uns persönlich hat neben den als Weltkulturerbe anerkannten Bauten des Humayun-Mausoleums und des Qutb Minar besonders das Gandhi-Smriti-Museum gefallen, welches sich an Mahatma Gandhis letztem Wohnort befindet. Die Lebensgeschichte des „Vaters der Nation“, wie Gandhi von vielen bezeichnet wird, kann hier auf unterschiedlichte Art und Weise nachvollzogen werden. Wirklich interessant!

Nachdem unser Fahrer, er heißt übrigens Shankar, uns wieder am Hostel abgesetzt hatte, viel es uns leicht ihn als Guide für die geplante Rajasthan Rundfahrt zu engagieren. Er ist wirklich klasse! Spricht relativ gut englisch ist höflich und vor allem, er hat einen Führerschein, was in Indien  nicht gerade die Regel ist.

Also, los geht’s….

Rajasthan Rundfahrt

Delhi – Jhunjhunu

WOW !!!  Ihr habt bestimmt mitbekommen, dass es in den letzten Tagen und Wochen in diesen Teilen der Erde viel geregnet hat. Da wir uns jetzt immer weiter von der Stadt entfernen und über Dörfer und nicht asphaltierte Strassen fahren müssen um an den gewünschten Ort zu kommen, haben wir schon mit der ein oder anderen Pfütze auf der Strasse gerechnet. Das diese Wasserlöcher bis 20 oder 30 Meter lang und breit werden und es keinen anderen Weg gibt als mittendurch zu fahren, obwohl niemand genau weiß wie tief es an bestimmten Stellen ist,  hat uns dann doch ein wenig geschockt. Unser Fahrer war wahrscheinlich noch einer der Vorsichtigsten beim Durchqueren der Wassermassen, denn nicht selten sind voll beladene Lastwagen hängengeblieben oder im Matsch eingesunken. Das Wasser ist aber leider auch an unserem Auto nicht ganz spurlos vorübergegangen. Der Ventilator vorne unter der Motorhaube ist plötzlich ausgefallen. Genau zwischen zwei Dörfern. Das Problem ist, das selbst in den Dörfern niemand dieses Ding wieder zum laufen bringen kann, da es dort gar keine Werkstatt gibt. Ach ja, und wir sind natürlich auf dem Weg in die Wüste, d.h. es ist schon wirklich heiß draußen. Nach einiger Zeit und nachdem Shankar alle Teile rings um den Motor mit der Faust abgeklopft hatte (sind uns bis jetzt nicht sicher was das genau bewirkt hat), haben wir es gewagt ohne Ventilator weiter Richtung Wüste zu fahren. Und wie durch ein Wunder ging die Temperaturanzeige sogar zurück! Shankar meinte, dass dies durch den Fahrtwind komme. (Da sind wir mal auf eure Meinungen gespannt! Phillip was sagst du?)

Der Rest der Fahrt hat sich noch ewig hingezogen. Wir sind mittlerweile nach 250 Kilometern und 8 Stunden Fahrt in Rajasthan bzw. Jhunjhunu angekommen und konnten auch schon die ersten Kamele bewundern, die anstelle von Pferden hier in den Wüstenregionen als Lastenträger genutzt werden.  Auf der anderen Seite sehen wir auch ständig die erschreckende Armut der Bevölkerung. Sobald man auf die Strasse geht werden die Kinder auf einen losgeschickt um zu betteln. Es ist wirklich nicht immer ganz einfach damit umzugehen, aber man kann eben nicht allen etwas geben.