Von Phnom Penh nach Sen Monorom…

3 01 2011

Kratie

Den typischen kambodschanischen Stadtaufbau konnten wir in Kratie besonders gut vom Balkon unseres Guest Houses begutachten, von welchem wir nicht selten einen tollen Blick ins Getümmel der Einheimischen rund um den Marktplatz genossen. Frauen mit bunten pyjama-ähnlichen Anzügen prägen das Bild genauso wie die traditionellen gecheckten Tücher, die je nach Bedarf als Kopftuch, Schal oder Rock benutzt werden. Wir befanden uns also im Mittelpunkt des Geschehens und hatten es nicht weit zu den unzähligen Essensständen und Händlern in den Straßen der Umgebung. (Wir sind riesige Fans von den Frucht-Shakes, die sie hier mit Kondensmilch machen! Hört sich ziemlich ekelhaft an, ist aber im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich cremig! Hmmm….)

Die Stadt liegt direkt am Mekong, einem der imposantesten Flüsse der Welt. Als besonderes Highlight der Region gelten die Irrawaddy. Dieses ist die Bezeichnung für die vom Aussterben bedrohten Süßwasserdelphine, die vor der Zeit der Khmer Rouge noch zu hunderten in diesen Teilen des Mekong vorkamen, jedoch durch das Fischen mit Sprengstoff fast ausgerottet wurden. Mit den durch den Tourismus erzielten Einnahmen wird nun versucht die Tiere und deren Lebensraum zu schützen. Allein deswegen ist es noch möglich diese prächtigen und äußerst seltenen Säuger zu bewundern. Leider ist es uns nicht gelungen die Tiere auf Fotos festzuhalten, da sie meistens nur kurz zum Luft holen an die Wasseroberfläche kommen, um danach direkt wieder abzutauchen…

Um wirklich in Kontakt mit den ländlich lebenden Leuten zu kommen, die immer noch einen Großteil der Bevölkerung ausmachen, reicht es jedoch nicht nur mit dem Bus bis nach Kratie zu fahren und sich dort niederzulassen. Auch wenn es für viele schon relativ abgelegen wirkt, so bekommt man trotzdem nicht viel von dem landwirtschaftlich orientierten Leben der Menschen mit, deren Familien schon seit Jahrhunderten die Region entlang des Mekong besiedeln. In Kratie selber haben wir mehrmals ein sogenanntes Touristeninformationszentrum aufgesucht um Details über mögliche Fahrradstrecken entlang des Flusses zu beschaffen. Jedoch haben wir dort nie jemanden angetroffen. Allerdings fielen uns beim Durchsuchen des Raumes wie durch ein Zufall ein paar sehr übersichtliche Streckenbeschreibungen der Region in die Hand. Genau das was wir gesucht hatten! J „Super“, dachten wir und haben uns am nächsten morgen direkt zwei Fahrräder beim einzigen Verleih in der Stadt besorgt, die man mit ein bisschen Fantasie durchaus als Mountainbikes bezeichnen konnte. Dass vor allem die Kilometerangaben und Unterkunftsbeschreibungen auf den „gefundenen“ Karten total falsch waren bzw. ganz fehlten, hat unsere Tour nicht unbedingt erleichtert, aber vielleicht ein bisschen interessanter gemacht! 😉 Die Verständigung war wohl mit eins der größten Hindernisse, da außerhalb der Städte fast kein Englisch gesprochen wird. Außerdem ist die Betonung in Khmer so anders als alles was wir gewohnt sind, dass selbst das Ablesen eines Ortsnamen von einer Karte so gut wie nie von den Einheimischen verstanden wird. Wenn man also nach dem Weg fragen muss, hat man ein ziemliches Problem!

Unterwegs trafen wir irgendwo auf Sylvia, die wie durch ein Wunder eine ähnliche Route mit ihrem Fahrrad zurücklegen wollte wie wir. Auch sie war einigermaßen überrascht uns anzutreffen. Glücklicherweise war sie ein wenig besser vorbereitet und besaß eine Liste mit übersetzten Wörtern und Ortsnamen, mit deren Hilfe wir etwas einfacher von A nach B kamen. Allerdings bestand hier oft wieder das Problem der Betonung der einzelnen Vokabeln.

Naja, die unberührten Landstriche entlang des Mekong, durch die wir geradelt sind haben uns alle Strapazen vergessen lassen. Einzigartige Erfahrungen, wie z.B. die Gastfreundschaft der kambodschanischen Großfamilie, bei der wir mitten in der Pampa, Stunden entfernt von dem nächsten Dorf, eine Nacht verbringen durften, haben uns den Menschen in diesem Land näher gebracht und uns dabei geholfen Einblicke in das Alltagsleben der Landbevölkerung zu erlangen. Besonders aufgefallen ist uns die Ruhe und Gelassenheit mit der die Leute ihren Alltag bewältigen. Obwohl sie täglich hart für ihre Nahrung arbeiten müssen (und sie keine Garantien haben, dass es für alle reichen wird), sind sie weit von Existenzängsten entfernt, die wohl eher die Leute in westlichen, höher entwickelten Ländern plagen. Ob sie dabei glücklich sind, ist schwer zu sagen…Um das beurteilen zu können, muss man wohl hier leben!?

Insgesamt hat uns die Route ca. 140 km durch das Land von Kratie, immer Richtung Norden fast bis nach Laos geführt. Noch ein Stück vor der Grenze haben wir uns dann in Stung Treng etwas erholt, bevor es am 24. zurück nach Kratie ging.

Nach diesem Kraftakt, haben wir es in unserem Zimmer mit Kerzen und Keksen ein wenig weihnachtlich gemacht und Heiligabend dazu genutzt mit dem ein oder anderen von euch ein bisschen zu telefonieren. Sobald man das Zimmer verließ, war es jedoch vorbei mit der Weihnachtsstimmung, da es vereinzelt zwar Christen in Kambodscha gibt, der Großteil der Khmer aber buddhistischen Glaubens ist und dem Weihnachtsfest dementsprechend keine Bedeutung zukommt.

Sen Monorom

Auf etwa 850m über dem Meeresspiegel gelegen, hat Sen Monorom als größte Stadt der von Touristen nur spärlich besuchten Provinz Mondulkiri, immer noch den Charakter eines Kaffs. Es ist nicht viel los in diesem Teil des Landes, der im Osten an Vietnam grenzt. Das etwas mildere Klima und die ständig wehende Brise sind für viele Einheimische aber Grund genug regelmäßig diese Gegend aufzusuchen, da im restlichen Land während der Trockenzeit eine teilweise drückende Hitze herrscht. Außerdem leben in den Wäldern dieser Gegend verschiedene Stämme, die Elefanten immer noch zur Fortbewegung und als Nutztiere in ihrem Alltag brauchen. Das Zusammenleben der Menschen mit den Dickhäutern hatte uns in Nepal schon fasziniert und wir waren gespannt darauf, wie es in Mondulkiri ablaufen würde. Wir haben in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr mal einen Gang runtergeschaltet und in einem schönen, in die Natur integrierten Guest House ein paar ruhige Tage verbracht. In einem Bungalow am Rand des Grundstücks der „Nature Lodge“ waren wir fast ganz für uns…fast, denn die ein oder andere Tarantel findet es eben auch ganz gemütlich in den windstillen Behausungen (die grillen die Dinger hier sogar und bieten sie am Straßenrand als Snack an!). Naja, die restlichen Tiere, wie Kühe, Pferde und Hunde haben dann doch mehr in das Bild des idyllischen Anwesens gepasst. Jeden morgen sind wir von einem Hahn geweckt worden und mit Einbruch der Dunkelheit war es dann auch schon wieder Zeit sich auf Ohr zu hauen. Wir haben uns dem natürlichen Rhythmus einfach angepasst. Kurz gesagt: „Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen!“ 😉

Während unserer Zeit in Sen Monorom haben wir mitbekommen, dass 2006 ein sogenanntes „Elephant Projekt“ ganz in der Nähe gegründet wurde. Dort würden angeblich kranke, alte und vor allem überarbeitete Elefanten gepflegt, die in den umliegenden Dörfern normalerweise als Touristenattraktion für Trekkingtouren und Elefantenausritte benutzt werden. Uns kam dies komisch vor, da das Reiten auf Elefanten uns bisher immer als total unproblematisch verkauft wurde. Und man dadurch ja sogar etwas „Gutes“ tun würde, da man den Einheimischen so Geld zukommen ließe. Um uns ein genaueres Bild zu machen, was es mit diesem Projekt auf sich hatte, entschlossen wir uns dorthin zu fahren. Wir haben an diesem Tag mehr über Elefanten und deren Lebensweise erfahren, als wir es auf den Rücken dieser Tiere reitend je getan hätten. (…zumal es den Tieren, obwohl sie so kräftig sind, oft einen bleibenden Schaden zufügt!) In einer wunderschönen Umgebung verwirklicht ein junger Engländer hier seinen Traum. Etwas, dass wir so noch nicht gesehen hatten. Neben den zurzeit sieben Tieren, die er mit seinen Leuten betreut, bietet er zusätzlich dreiundzwanzig Bewohnern der angrenzenden Dörfer eine feste Anstellung und damit ein geregeltes Einkommen, welches sonst für die Einheimischen undenkbar wäre. In ausgedehnten Spaziergängen mit den Elefanten konnten wir die Tiere das erste Mal in ihrer natürlichen Umgebung bewundern und ihnen stundenlang einfach hinterher gehen! Wir haben uns danach gefragt, wer hier mit wem spazieren gegangen ist!? 😉

Unsere restliche Zeit verbrachten wir damit Jack bei der täglichen Arbeit ein bisschen unter die Arme zu greifen. Durch diese freiwillige Arbeit von vielen, meistens Reisenden, ist das Projekt auf dem besten Weg weiter große Fortschritte zu machen. Und wir duften einen „kleinen“ Teil dazu beitragen! 😉 …und werden wohl nie wieder auf einem Elefanten reiten wollen!

Silvester wurde ebenso wenig Beachtung geschenkt wie Weihnachten, da sich der Jahreswechsel in Kambodscha, ähnlich wie bei den Chinesen, am Mondkalender orientiert und irgendwann im Frühling ist. (…glaube ich!) Wir saßen also ganz gemütlich mit ein paar Touris zusammen und haben uns kurz ein frohes neues Jahr gewünscht, bevor wir total übermüdet um halb eins ins Bett gefallen sind. (wenn man jeden morgen um halb sieben aufsteht, dann ist halb eins in der Nacht eben richtig spät! ;-))

Eine wirkliche Festtagsstimmung ist, wie ihr lesen könnt, bei uns nicht aufgekommen…;-)

Trotzdem hatten wir eine ruhige und besinnliche Zeit!