Von Agra nach Varanasi…

24 09 2010

Bereits um fünf Uhr klingelte der Wecker. Es stand der Besuch des Taj Mahal auf dem Programm. Da das Gelände schon um sechs Uhr morgens öffnet und das Taj eine der Hauptattraktionen für unzählige Indienreisende darstellt, dachten wir es wäre vorteilhaft so Früh wie möglich dorthin zu gehen, um der Touristenmasse auszuweichen. Ganz alleine waren wir natürlich um diese Zeit auch nicht, aber es hat sich trotzdem gelohnt. Alleine der Schein der aufgehenden Sonne, der das Bauwerk zu dieser frühen Stunde in seiner enormen Pracht erstrahlen ließ, war ein Erlebnis für sich. Jeder hat das Taj Mahal schon auf  Bildern oder Postern unzählige Male gesehen, jedoch hätten wir nicht erwartet, dass es wirklich so imposant wirkt, wenn man direkt davor steht.

Zurück im Hostel mussten wir nun noch die Zeit totschlagen bevor unser Nachtzug Agra in Richtung Varanasi verlassen würde. Und wie es der Zufall so will haben wir genau an diesem Mittag ein Pärchen aus Jena getroffen, mit denen wir den Tag verbringen konnten. Weil er gebürtiger Neuseeländer ist, konnten wir so schon mal ein paar Infos über eines unserer zukünftigen Ziele sammeln. Außerdem gab es ein Bier nach dem anderen und die Stimmung war den ganzen Tag einwandfrei! 😉 Um 23 Uhr hatten wir dann auch keinen Schiss mehr vor dem Nachtzug, sondern wollten einfach nur schlafen… Das Treffen mit den beiden hatte also mehrere Vorteile.

Der Zug an sich war relativ eng und voll.  Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, haben wir allerdings nicht mehr viel von dem ganzen Trubel mitbekommen, da wir jeder eine obere Pritsche in einem 6er-Abteil (ohne Türen natürlich) hatten, auf denen sich einigermaßen gut schlafen ließ. Abgesehen vom Rülpsen und Furzen der Mitreisenden ist man kaum in der nächtlichen Ruhe gestört worden und sogar Getränke und Essen wurde im Zug zum Verkauf angeboten. Nach vierzehn Stunden haben wir dann unser Ziel erreicht…Varanasi!

Varanasi

Ich bin mir nicht sicher ob es das Bier vom Vortag oder das Essen auf de Zugfahrt war, aber mich hat es erwischt. Wir dachten schon, da sich Gesine gut von ihrem Fieber erholt hatte, das die Krankheitsphase überstanden wäre. Diesmal liege ich im Bett und starre an die Decke in der Hoffnung Mal eine Nacht ohne auf die Toilette rennen zu müssen zu überstehen.

Es dauerte schließlich ein paar Tage bis wir uns komplett auskuriert hatten. (Übrigens mit Hilfe von Medikamenten, die wir hier in Apotheken gekauft haben, nachdem die Mittel von zu Hause nicht wirkten!)

Varanasi ist wie ein spirituelles Irrenhaus mit abermals unzähligen kleinen Gassen, in denen man fast immer die Orientierung verliert. Der heilige Ganges ist ein weiteres Mysterium für alle Westler. Wie können die Menschen dieses Gewässer, welches durch Fäkalien verdreckt und durch Schwermetalle belastet ist so verehren, dass sie darin baden und das Wasser sogar trinken!? Wiederum ist die Antwort, wie so oft in Indien, im Glauben der Leute zu finden. Einige der heiligsten Tempel Indiens befinden sich hier in der Nähe des Flusses. Der „goldene Tempel“ befindet sich nur wenige Meter neben unserem Guest House und wir erleben täglich wie die Gläubigen in Scharen dorthin strömen um ihren Göttern Nahe zu sein.

Von der Wasserseite aus konnten wir von einem Boot beobachten wie die traditionelle Bestattungszeremonie für Hindus in Varanasi abläuft. Falls die Leute das Geld haben und sie eines natürlichen Todes gestorben sind, können sie sich auf einer Art Floß verbrennen lassen und ihre Überreste werden anschließend dem Ganges übergeben. Mittlerweile gibt es auch eine Fabrik, die diese Verbrennung übernimmt und die Kosten für die Familien der Verstorbenen verringert. Das Fotografieren von diesen Zeremonien ist strengstens verboten. Nur Falls sich jemand wundert, warum wir davon keine Bilder haben.

Wir sind jetzt knapp eine Woche hier und es benötigt mindestens so lange um das komplexe Durcheinander auf den Straßen von Varanasi zu verstehen und genießen zu können. In der Zeit als es uns gesundheitlich weniger gut ging haben wir festgestellt, dass uns schnell alles auf die Palme gebracht hat, wenn wir das Guest House verlassen haben. Zu viele Leute, zu viel Dreck, alles ist zu laut usw.…. Doch wenn man einfach durch die Straßen geht um irgendwo ein kleines Restaurant zu suchen und nicht erwartet das dies innerhalb von 5 min. funktioniert, sondern man eher zwei Stunden für jede Kleinigkeit einplant, die man erledigen muss, dann kann man hier eine tolle Zeit haben. Vor allem diese Ungezwungenheit des in den Tag hinein Lebens fasziniert uns hier. Wenn man aufwacht, steht man auf! Wenn man hungrig ist, isst man! Wenn man müde ist, schläft man! Eigentlich ganz einfach, oder! 😉

Morgen ist es dann aber soweit und wir werden Richtung Nepal weiterziehen. Indien war ein idealer Start für unsere Reise. Wir möchten nichts von dem Missen, was wir hier erlebt haben. Auch oder besser gerade weil es nicht immer einfach war…



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2 Antworten zu “Von Agra nach Varanasi…”

  • nicole cremer sagt:

    hallo ihr beiden , nicole hier ,freundin vom dj chrisy, ich verfolge euch seid dem ihr weg seit, und bin immer gespannt auf eure abenteuer,die ihr so erlebt. ist echt interesant was ihr so schreibt ,freue mich schon auf die nächste etappe 🙂 hoffe es geht euch beiden wieder gut , passt gut auf euch auf ,lg nicole und christian

  • Daniel sagt:

    Tach ihr 2,

    ich lese ja auch fleißig hier eure Berichterstattung. ICH BIN NEIDISCH !!!

    Viel Spaß noch !

    Und hey, wenn ihr wieder kommt, will ich wissen, warum in Australien die Bäume ihre Rinde verlieren und nicht ihre Blätter ! 🙂

    Danke !

    Gruß aus BRD,

    Daniel

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