Von Christchurch in die Catlins…

3 02 2011

Christchurch

Zunächst müssen wir Singapore Airlines mal ein riesiges Kompliment machen! Diese Fluggesellschaft ist einfach spitze. Fast pausenlos bekommt man sehr anständiges Essen oder kleine Snacks aufgetischt, die nicht viel mit dem üblichen „Flugzeugfraß“ zu tun haben. Außerdem kann man natürlich Getränke aller Art bestellen und sogar Obst haben wir gereicht bekommen! Demzufolge bestätigte sich unsere Meinung über Asien, als Kontinent der freundlichen Menschen und des ausgezeichneten Essens, auf diesem Flug ein allerletztes Mal!

In Christchurch angekommen haben wir uns erstmal ein Hostel gesucht. Obwohl wir natürlich wussten, dass ab jetzt alles etwas teurer werden würde, als es die letzten vier Monate war, so haben wir doch ein bisschen gebraucht um uns an einen durchschnittlichen Zimmerpreis von ca. 28 NZ $ (17,50 €) zu gewöhnen, da ein vergleichbares Zimmer in Kambodscha z.B. schon ab 3 US $ zu haben war. Naja, wir wollten ja sowieso so schnell wie möglich einen Campervan kaufen um einerseits die angesprochenen Übernachtungskosten zu sparen und andererseits noch flexibler zu sein. Neuseeland ist größer als Großbritannien und hatte vor zwei Jahren gerade einmal 4,2 Mio. Einwohner. Deswegen findet man jede Menge unberührte, abgelegene Landschaften, die, wie wir meinen, am besten mit einer Mischung aus Schlaf-, Wohn- und Küchenmobil zu erkunden sind. Wie so etwas aussieht, könnt ihr später auf den Fotos sehen!

Bereits in den Hostels hängen unzählige Angebote von Travellern für solche Transportmittel aus. Eine andere Möglichkeit sind sogenannte Car Markets, die den Verkauf von Campern für die Backpacker gegen eine Gebühr übernehmen, ihnen aber so ermöglichen schon weiterzureisen ohne auf ein passendes Angebot warten zu müssen. Genau bei so einem Markt haben wir dann auch zugeschlagen und einen mit gerade einmal 235.000 km belasteten Campervan erstanden. (Das ist hier ein relativ niedriger Kilometerstand! 🙂 Wir sind guter Dinge, dass er uns auf unserer Tour quer durchs Land ausreichende Dienste leisten wird! Toi, Toi, Toi!

Vielleicht habt ihr es mitbekommen, dass in Christchurch Anfang September die Erde mit der Stärke 7,1 auf der Richterskala bebte!? Überall sind leerstehende und eingerissene Gebäude zu sehen, da sie nicht mehr bewohnbar sind. Es ist ein, im wahrsten Sinne des Wortes, erschütterndes Bild, welches sich in manchen Gegenden der Stadt zeigt. Viel beunruhigender war es jedoch für uns, dass Gerüchte über weitere kleine und ein großes Beben unter den Travellern kursierten. Genau um 6.03 Uhr am nächsten Morgen wurde aus den Gerüchten Realität und unser gesamtes Zimmer (Wir haben uns einen Schlafsaal mit noch sechs anderen Leuten geteilt) hielt für ca. 3 Sekunden die Luft an. Alles bebte und wackelte und jeder einzelne war sofort hellwach und saß senkrecht in seinem Bett! Glücklicherweise war es dieses Mal „nur“ ein Beben mit der Stärke 5,1 und das Epizentrum lag zehn Kilometer außerhalb der Stadt, aber das reichte dann auch, zumal in unserem Hostel gerade immer noch die Schäden des ersten Bebens behoben wurden und es einen nicht wirklich sicheren Eindruck machte…Naja, immerhin hat es gehalten!

Am folgenden Tag sahen wir ein paar Leute in Nationalmannschafts-Trainingsanzügen aus verschiedenen Ländern durch die Straßen laufen. Als dann nach und nach weiterhin sportlich gekleidete Athleten, teilweise in Rollstühlen an uns vorbei fuhren, klingelte es bei uns. Wir hatten ganz vergessen, dass genau zu dieser Zeit die Leichtathletik-WM der Behinderten in Christchurch stattfand. Aus unserer Zeit in Leverkusen kennen wir noch einige Teilnehmer und auch Trainer und wollten es uns natürlich nicht entgehen lassen endlich mal einem Wettkampf unseres Freundes Heinrich zu verfolgen. Es war zunächst ein riesiger Spaß einfach ins Teamhotel zu spazieren und die Jungs und Mädels zu überraschen. Das Staunen darüber, dass wir hier in Neuseeland sind hat einige Zeit angedauert! 😉 Bei unalkoholischen Getränken für die Sportler und einem Bierchen für uns (Hat doch so einige Vorteile, wenn man keinen Wettkampf mehr bestreiten muss! ;-)), haben wir dann zusammen gesessen und über die verschiedensten Dinge gequatscht, bevor es am nächsten Tag ins Stadion ging um den Weitsprung der Unterschenkelamputierten zu verfolgen. Entweder wir waren wirkliche Glücksbringer oder Heinrich einfach in bestechender Form, jedenfalls holte er Gold mit einer Weite von 6,23m! Yeahhhh! Glückwunsch noch mal Heinrich! Geiles Ding! 😉

Auch wenn wir gerne noch mehr Wettkämpfe gesehen hätten, so spürten wir nach dem Kauf unseres Campers ein Kribbeln in uns…Wir konnten es kaum abwarten endlich loszufahren. Es war Zeit uns auf dem Weg zu machen…

Dunedin

Von Christchurch fuhren wir erstmal Richtung Süden nach Dunedin. Da wir keine bestimmten Ziele haben, die wir anfahren wollen, ist alles sehr entspannt für uns. Wir erkunden uns vor Ort einfach an den, in ganz Neuseeland vorhandenen, Informationszentren über die nähere Umgebung und suchen und schließlich ein idyllisches Plätzchen, an dem wir die Nacht verbringen wollen. Da wir meistens die Küste entlang fahren, übernachten wir oft direkt am Süd-Pacific. Einfach Traumhaft!

Unsere Verpflegung kaufen wir ganz normal in Supermärkten oder sogenannten Farmers-Markets, die Produkte direkt aus der Region anbieten und am Rand vieler Landstraßen zu finden sind. Die Leckereien bereiten wir dann mit Hilfe unseres Gas-Kochers zu…ihr seht, wir sind voll ausgerüstet! 😉 Auch einen Shower-Bag haben wir dabei, der an irgendeiner Tankstelle oder einem Fluss aufgefüllt wird und nach einiger Zeit in der Sonne sogar warmes Wasser für eine Dusche liefert!

Die Tage verbringen wir hier meisten draußen, da ersten unser „Wohnzimmer“ nicht so viel Platz bietet 😉 und zweitens ist die Natur der Grund, warum wir nach Neuseeland gekommen sind. Ob kurze Spaziergänge, stundenlange Ausflüge oder mehrtägige Wanderungen, wir unternehmen das, wonach uns gerade ist.

Die an Dunedin grenzende Halbinsel Otago Penisula hat uns bereits sehr fasziniert. Direkt nach der Ankunft dort, wollten wir einfach in eine abgelegene Bucht, um dem Meer nahe zu sein. Das wir beim umherschlendern am Strand fast über sich ausruhende Seelöwen stolpern würden hatten wir nicht erwartet! Gesine hat sich sogar richtig erschrocken, als sie die massigen Körper entdeckte. Ich wäre wahrscheinlich erstmal an ihnen vorbeigegangen ohne sie zu bemerken, da man von weitem leicht denken könnte, dass es angespülte Baumstämme wären. Kurz nachdem wir uns zum Relaxen hingesetzt hatten und den Blick auf die langsam untergehende Sonne genossen, kam irgendetwas mit jeder Welle dem Strand immer näher. Es war nicht sonderlich groß und wir konnten es zunächst auch nicht identifizieren, doch dann sprang es mit einem Satz auf und es gab keinen Zweifel mehr…Ein Pinguin (Yellow-Eyed, wie wir hinterher erfuhren) überquerte in der Abenddämmerung, so wie es für sie üblich ist, den Strand, um in den Dünen Schutz im Nest zu suchen. Das Gefühl Teil einer unberührten natürlichen Umgebung zu sein verstärkte sich mit dem Auftauchen dieser seltenen Tiere umso mehr. Allerdings ist es immer erforderlich sich angemessen zu verhalten, um die scheuen Tiere nicht zu verjagen und ihnen so ihre Ruhe und Neststätten zu nehmen.

Ein weiteres „tierisch“ tolles Erlebnis hatten wir am folgenden Nachmittag. Von einer Klippe aus konnten wir Albatrosse beobachten. Diese Vögel haben ausgewachsen eine Flügelspanne von bis zu zwei Metern und nutzen die aufsteigenden Winde perfekt für ihre Gleitflüge. Noch imposanter sind jedoch die mächtigen Flügelschläge und der markante, typische Schnabel, der einem riesig vorkommt, wenn man ihn mit dem einer Möwe vergleicht.

Oft sind wir einfach sprachlos, wenn wir durch die hüglige Küstenlandschaft fahren. Neben unzähligen Schafsherden (Es gibt ca. 40 Mio. Schafe in NZ!) ist man ständig von Möwen, Vögeln, Enten, Schwänen, Kühen usw. umgeben, die einen großen Teil dazu beitragen, dass wir uns hier richtig frei fühlen!

The Catlins

Tiefe Wälder charakterisieren die Region in Küstennähe und holprige nicht asphaltierte Straßen führen uns in Teile des Waldes, an denen man keinem Menschen mehr begegnet…sorry, doch, einem, der mit seinem Jeep auf der Jagt nach Wild war und nachdem wir ihm sagten, dass wir aus Deutschland seien, sein Bier zwischen seinen Beinen hervorholte und uns zu prostete. So wird das hier wohl gemacht! Bestimmt damit er eine ruhige Hand beim Abdrücken hat. 😉

Die Nächte hier können ganz schön ruppig werden. Nachts in einem Campervan, geparkt direkt am Wasser ohne Windschutz, wird man ganz ordentlich durchgeschüttelt. Der zusätzlich prasselnde Regen sorgt dann noch für die passende Akustik und man bekommt das Gefühl in einem kleinen Boot auf offener See in einen Sturm geraten zu sein! 🙂

Obwohl es Sommer ist, weht hier ein richtig kräftiger Wind über den sich die Surfer freuen. Eine Bucht nach der anderen bietet Gelegenheit um sich aufs Brett zu stellen und sich mit den Wellen zu messen. Bis jetzt haben wir es aber noch nicht ausprobiert. Das Wetter ist eher regnerisch mit sonnigen Abschnitten und die Wassertemperatur ähnelt der in der Ostsee im Sommer. Länger Schwimmen waren wir also noch nicht, aber für eine kurze Erfrischung ab und zu eignet sich das Meer trotzdem.

Kurz nach dem südlichsten Punkt des Festlands (Slope Point) haben wir in einer Bucht Hector-Dephine beobachtet. Sie sollen wohl an mehreren Stellen rundum die Südspitze Neuseelands zu finden sein. Wieder einmal eine ganz seltene Tierart, die die Küsten Neuseelands als Lebensraum wählt und damit die Einzigartigkeit, die dieses Land im Bezug auf Tier und Pflanzenwelt einnimmt, bestätigt.



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