Weiter geht es von Jhunjhunu nach Jaisalmer…

8 09 2010

Jhunjhunu

Nach unserer aufregenden Fahrt am Vortag hatten wir nun die Gelegenheit uns ganz in Ruhe die für die Shekhawati Region typischen Wohnhäuser der wohlhabenden Geschäftsleute anzusehen. Diese sehr alten Havelis, wie sie auch genannt werden, bestechen durch ihre aufwendig gestalteten Fassaden. Die Steinmetzarbeiten wirken fast wie Schnitzereien und sind wirklich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass heutzutage nicht im Geringsten das Geld vorhanden wäre um eine solche Arbeit zu bezahlen.

Das eigentliche Highlight dieser Gegend liegt jedoch ca. 10 km außerhalb der Stadt in Deshnok. Man kann es kaum glauben, aber dort gibt es einen Tempel, in dem es vor Ratten nur so wimmelt! Wir waren wirklich geschockt, zumal man vor Betreten eines jeden Tempels die Schuhe ausziehen muss und die ganze Zeit barfuss (!) durch tausende von Ratten läuft. Wir konnten uns nicht so ganz festlegen, ob der Gestank oder ständige Gequieke schlimmer war. 🙂  Die Inder selbst haben auch ganz unterschiedlich auf die kleinen Bewohner des Tempels reagiert. Einerseits sind viele Frauen zusammengezuckt, sobald eine Ratte zu dicht an sie heran kam. Andererseits fragt uns ein Typ woher wir denn kommen würden…Auf unsere Antwort „Germany“ sagt er nur: „ I’m from Deshnok!“, und legt sich mit dem Gesicht nach unten auf die voll Rattenkot und mit Dreck verschmierten Steine und fängt an zu meditieren! Naja, jedem das Seine.

Außerdem laufen zwischen den unzähligen grauen Ratten einige weiße Exemplare umher. Falls man eine dieser Ratten zu Gesicht bekommt hat man einen Wunsch frei, der natürlich auch auf jeden Fall wahr wird! Könnt ja mal bei den Fotos nachschauen, ob wir Glück hatten. 😉

Jhunjhunu – Bikaner

Man bekommt immer mehr mit das wir Richtung Wüste unterwegs sind. Die Temperaturen steigen stetig und es ist mittlerweile fast 40°C. Jedoch ist diese Jahr eine ganz entscheidende Sache anders hier in der Wüste…es ist alles grün! Durch den enormen Regen, der so reichhaltig die letzten dreißig Jahre nicht gefallen ist, erstrahlt die Steppe mit ihren Sträuchern und kleinen Bäumen in einen saftigen grün. Mal sehen wie lange die Landschaft noch so bleibt!? Eigentlich wollten wir ja Sanddünen sehen, die das Gefühl von einer Märchenwelt, wie aus tausend und einer Nacht aufkommen lassen.

Eine gute Sache hat das Erblühen und Gedeihen der Pflanzen jedoch. Die Bauern freuen sich wie selten zuvor über eine ertragreiche Ernte und ihre Tiere bekommen endlich mal frisches Grünzeug anstatt in Müllresten am Straßenrand zu stöbern. Auch wir haben auf unserem Weg mal kurz am Rand eines Feldes gehalten und von netten Bauernjungen eine Melone gepflückt bekommen. (Jetzt hätten wir natürlich auch gerne etwas dafür  bezahlt, aber die Jungs wollten auf keinen fall Geld entgegennehmen! Was für ein Unterschied zur Stadt, wo doch jeder die kleinste Gelegenheit nutzt um an Geld zu kommen.)

Bikaner

Nach Ankunft in einer neuen Stadt besprechen wir uns immer erst mit unserem Fahrer und klären was wir machen wollen und wie lange wir wahrscheinlich dortbleiben. Durch unseren Reiseführer haben wir oft schon bestimmte Vorstellungen, was uns interessieren würde und was eher nicht. Shankar überrascht uns aber nicht selten mit Infos und Sehenswürdigkeiten, die in unserem Führer gar nicht aufgelistet sind. Er macht wirklich einen guten Job! Allein wenn es um die Wahl der Unterkunft geht, stellt er sich ein wenig stur, da er natürlich von bestimmten Freunden/Hostelmanagern eine Gebühr bekommt, wenn er Gäste in dessen Haus bringt. Die Hotels, die er uns empfiehlt sind einwandfrei, genauso wie das Essen dort. Allerdings kosten sie meisten 200 bis 300 Rs (3-5€) mehr als wir eigentlich eingeplant hatten. Diese paar Euro macht er aber auf jeden Fall durch seine coole Art und sein Wissen über die Region wider wett.

Zunächst stand in Bikaner die Besichtigung des Junagarh Fort auf dem Programm. Forts sind in Rajasthan in jeder großen Stadt zu finden und waren die Paläste der regierenden Maharashtras. Beeinduckende Architektur sowie oft tolle Ausblicke auf die umliegenden Städte machen eine solche eher trockene Besichtigung durchaus attraktiv.

Abenteuerlich wird es aber erst, wenn man auf eigene Faust loszieht und die Stadt erkundigt. Wir wissen nicht genau wie wir es sagen sollen, aber es ist der Wahnsinn!! Autos, Tuk Tuk’s, Fahrräder die alle, so empfindet man es zumindest, gleichzeitig hupen, tröten und klingeln. Dazu hunderte von Menschen auf engstem Raum, von denen ein Großteil so arm ist, dass sie bettelnd an unseren Armen ziehen um ein paar Rs zu ergattern. Wir haben nur versucht ein Restaurant zu finden, das in unserem Reiseführer für Westler empfohlen wurde….Das Ergebnis: Entweder des Restaurant existiert nicht mehr oder wir haben total die Orientierung verloren! 😉 Es war jedenfalls ein Erlebnis, zumal wir die einzigen Weißen in Bikaners Straßen waren. Leider ist somit das Mittagessen ausgefallen, da wir uns, bis auf einen kleinen Snack, nicht an die öffentlichen Straßenstände getraut haben. Bis jetzt haben wir übrigens noch keinerlei Verdauungsprobleme, falls es jemanden interessiert.

Bikaner – Jaisalmer

Unterwegs sind uns zunehmend Leute aufgefallen, die am Straßenrand mit einer Fahne in der Hand in Richtung Westen gingen. Shankar erklärte uns, dass jährlich ein religiöses Festival in Remdeobra stattfindet, zu welchem die Menschen aus ganz Rajasthan pilgern. Die Leute legen Strecken bis zu 500 km zurück um an diesen Ort zu gelangen! Ein Glück dauert das Fest dann auch einen Monat. Als Spende/Opfergabe geben die meisten Gläubigen ihre Schuhe ab, weil sie sonst nicht viel besitzen. Diese lassen sie dann einfach am Rand der Straße liegen, wo sie sich zu riesigen Haufen ansammeln. Der Rest des Wegs wird dann barfuss gegangen.

Jaisalmer

Angekommen in Jaisalmer sind wir sofort in den Pool gesprungen, der überraschender Weise zu unserem Hostel gehört. Was für eine Erfrischung. Wir sind jetzt in der Wüstenstadt schlechthin in Indien und genießen die vergleichsweise ruhige Atmosphäre dieser Gegend.

Den ersten Sonnenuntergang in der immer noch sehr grünen Wüste haben wir am Bada Bagh mit Blick auf das Fort von Jaisalmer genießen können. Das Abendlicht und die Bauten aus Sandstein haben ein ganz eigenes Flair. Uns gefällt es richtig gut hier und wahrscheinlich bleiben wir ein paar Tage.



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