Von Jaisalmer nach Udaipur…

11 09 2010

Am Morgen sind wir losgezogen um das Fort von Jaisalmer zu erkunden. Sehr beeindruckend ragt es, weil auf einem Hügel gelegen, aus der umliegenden Neustadt heraus. Die schon öfter erwähnten Forts muss man sich wie kleine Dörfer vorstellen, die von hohen Mauern umringt werden. Diese Festungen, vor allem die in Jaisalmer, sind von kleinen Gassen durchzogen, in denen sich Touristen, Händler, Tiere und Einheimische tummeln. Eigentlich eine schöne Vorstellung, zumal die Stadt direkt an bzw. in der Wüste Thar liegt. Seit vor fünfzehn oder zwanzig Jahren die ersten Backpacker den als Geheimtipp geltenden Ort aufgesucht haben, hat sich leider einiges verändert. Man kann kaum drei Schritte gehen ohne von Händlern schon fast an ihren Stand gezogen zu werden. Diese Leute sind extrem penetrant und versuchen einem natürlich mal wieder alle Möglichen Souvenirs oder Glücksbringer anzudrehen. Zum Glück sind wir gerade noch in der Vorsaison. So hat sich uns noch nicht mal das schlimmste Bild der Stadt gezeigt, jedoch konnten wir es uns gut vorstellen. Die Idylle vergangener Tage wird hier nie wieder einkehren, aber einen gewissen Charme versprüht Jaisalmer immer noch.

Khuri: Kamelsafari

Eine Kamelsafari ist wohl eins der Highlights auf unserer Nordindienreise. Da diese in einem 40 km entfernten Ort namens Khuri einen sehr guten Ruf unter Travellern haben, sind wir kurzerhand dorthin aufgebrochen um das Abenteuer anzugehen.

Khuri selbst ist ein kleines Dorf in der Wüste. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, dass auch hier ein Guest House neben dem anderen steht. Zwar sind die Bauten sehr traditionell gehalten, jedoch wird hier auch alles auf die Touristen abgestimmt. Es scheint fast unmöglich die Einsamkeit und Weite der Wüste zu erleben.

Doch das eigentliche Kamelreiten hat uns eines Besseren belehrt. Die Gelassenheit, die diese Tiere an den Tag legen ist wirklich toll. Bequem sind sie zwar eher nicht, aber darum ging es ja auch nicht! Die Safari hat uns durch grüne Steppen und über riesige Sanddünen quer durch den sogenannten „Desert National Park“ geführt. Schade, dass der Sonnenuntergang an diesem Tag nicht so gut zu sehen war, sonst hätten wir die Möglichkeit gehabt ihn von einer Düne aus zu bestaunen.

Zurück in Khuri fragte uns dann unser Guest House Besitzer, ob wir das Dorf sehen möchten, in dem seine Familie wohnt. Natürlich wollten wir uns nicht entgehen lassen, wie die Leute in ihren Lehmhütten den Alltag bewältigen. Wir hätten aber nicht gedacht, dass ein Freund des Besitzers uns in fast perfektem Englisch eine Tour durch sämtliche Hütten gibt, in denen die Menschen versuchen einem selbstgebastelte Schlüsselanhänger oder Teppiche zu verkaufen. Falls dies nicht ankommt bei den Touristen, werden die Kinder losgeschickt, um wenigstens einige Rs zu ergattern. Es war ein komisches Gefühl durch dieses Dorf zu gehen, da man den Eindruck hatte, dass das angeblich so traditionelle Leben der Bewohner nichts mit dem zu tun hat, wie es heutzutage wirklich aussieht. Mal wieder eine negative Folge des Tourismus.

Am Abend hat sich der Eindruck dann noch bestätigt, als eine Tanz- und Gesangsgruppe auf traditionelle Weise die Gäste während des Essens unterhielt, bevor sie dann sogar die Touristen zum tanzen animiert haben. Ein bisschen wie auf Mallorca, nur in der Wüste eben. Naja, so haben wir dann mit einigen Indern im Kreis getanzt! (Zum Glück gab’s vorher selbstgebrannten Wüstenwein!)

Wer nach Khuri kommt, um unverfälschtes Dorfleben zu sehen, ist hier falsch. Wer das weiß und darauf eingestellt ist, kann noch immer Gewinn aus dem Besuch ziehen. Uns hat es ziemlich zum Nachdenken gebracht…

Jodhpur

Nach einer ruhigen Fahrt ohne besondere Vorkommnisse sind wir, noch ein bisschen erschöpft von den anstrengenden Tagen in der Wüste, in Jodhpur angekommen. Zum Abendessen wollten wir mal etwas Außergewöhnlicheres und sind mit unserem Fahrer ins „On the Rocks“ gegangen. Hier mischen sich Touristen mit der gehobenen Mittelklasse der Inder. Alles wirkt sehr westlich, allerdings mit einer sehr angenehmen Atmosphäre Das Essen war ausgezeichnet, fast wie immer wenn man in eines der Restaurants hier aufsucht. Das hatte dann auch seinen Preis. Ca. 8 € pro Person mussten wir schließlich bezahlen. Das ist für indische Verhältnisse ne ganze Menge.

Morgens stand dann ein wenig Sightseeing auf unsrem Plan. Vom Meherangarh Fort aus hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Altstadt von Jodhpur. Diese haben wir auch unmittelbar nach der Besichtigung besucht. Durch kleine Gassen sind wir vom Fort abwärts ins Zentrum gegangen. Der Markt in der Altstadt zeigte dann wieder das typische Getümmel auf Indiens Straßen. Leider sind wir dann noch in einen monsunartigen Regenschauer gekommen und innerhalb von dreißig Sekunden bis auf die Unterwäsche nass geworden. Naja, in einem bekannten Gewürzladen hatten wir dann die Möglichkeit uns zu trocknen. Verbunden war der Aufenthalt in dem Laden natürlich mit einer Führung an den einzelnen Regalen vorbei. Dazu wurde uns noch Tee gereicht und erzählt, dass Alfons Schubeck ein guter Freund sei, den er ständig beliefern würde. Na dann, schlagen wir doch zu! 😉 Wir haben uns für etwas Kaffee und Tee entschieden, damit wir nicht ganz unhöflich rüberkommen. Schließlich durften wir uns ja auch dort umziehen.

Ranakpur

„Endlich mal Ruhe!“, haben wir gedacht, als wir aus dem Auto gestiegen sind. Ranakpur liegt etwas erhöht in einer hügeligen Landschaft, durchzogen von einem Fluss mit zwei Stauseen. Wie eine andere Welt wirkt das tief grüne Land im Vergleich zum öden Wüstensand. Immerzu sind Schilder mit Panther-Warnungen aufgestellt und zu spät sollte man nicht außerhalb des Guest Houses herumlaufen, denn auch Bären treiben sich in den Wäldern herum.

Neben der Natur ist ein weiterer Jain-Tempel das Highlight der Region. Der Jainismus ist wie der Buddhismus eine Religion, die aus dem Hinduismus hervorgegangen ist. Er hat jedoch bei Weitem weniger Anhänger. Den Gläubigen ist z.B. untersagt jeglicher Art von Leben zu schaden. Deswegen könnten sie nie beim Militär oder in der Landwirtschaft arbeiten. Sie haben oft kaufmännische oder akademische Berufe und sind eher wohlhabend. Trotzdem behalten sie nur den nötigen Teil für sich und spenden sehr viel Geld für ihren Glauben. Das war schon seit Entstehung der Religion so. Ein beeindruckendes Zeugnis der Spendenfreude der Jains ist der Tempel von Ranakpur. Er ist komplett aus Marmor und mit zahlreichen Skulpturen verziert. (Könnt ihr auf den Bildern sehen!) Wirklich einmalig!

Udaipur

Nach einer Woche mit unsrem Fahrer Shankar sind wir an dem Punkt, dass wir nicht mehr immer in  den etwas außerhalb des Stadtkerns liegenden Mittelklasse Hotels schlafen wollen, die er uns jedes Mal empfiehlt. Es war zwar auch interessant, doch die Atmosphäre in den Altstädten zieht uns förmlich an! Die Zimmer sind günstiger, das Essen ist mindestens genauso gut und es gibt viel mehr Leben um einen herum. Wir werden die Tour mit Shankar selbstverständlich fortsetzen, jedoch nicht mehr seinen Empfehlungen bezüglich der Unterkünfte nachkommen. (Wir vermuten, dass ihm dadurch seine Schlepper-Kommission entgeht, weil er ein bisschen mürrisch auf unsere Entscheidung reagiert hat.) Sorry…

Genauso haben wir uns das Wohnen in Indiens Städten vorgestellt. Unser Guest House ist voll mit Travellern, die so in den Tag hinein leben. Die einen machen ein bisschen Sightseeing, die anderen essen Mittag auf der Dachterrasse mit Seeblick und wieder andere liegen auf großen Kissen um ein paar Tische herum auf dem Boden und lesen ein Buch. Wir haben uns einfach dazugelegt und ein Lassi (Joghurt mit Eiswasser) getrunken. Das ist die Atmosphäre auf die wir gewartet haben. Wir haben endlich, vielleicht auch deswegen, das Gefühl in Indien angekommen zu sein.



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>