Von Kuala Tahan nach Pulau Pinang…

9 12 2010

Kuala Tahan (Taman Negara)

Eine Ansammlung von einfachen Backpackern, gemischt mit auf dem Fluss treibenden „Floß-Restaurants“, wie ich sie mal nennen möchte, bilden Kuala Tahan. Von dort haben wir unseren Trek in den ältesten Regenwald der Erde geplant. Ziel war es innerhalb eines Tages einen bestimmten „Hide“ (Holz-Plattform und/oder Behausung) zu erreichen, um die Nacht ganz alleine relativ ungestört, (mal abgesehen von den Ratten, die einem das essen klauen wollen würden) im Regenwald zu verbringen. Das „Erwachen des Dschungels“ am Morgen ist verbunden mit einer grandiosen Geräuschkulisse und wird auch als Symphonie der Tiere bezeichnet. Es soll ein unbeschreibliches Erlebnis sein…Warum wir dieses weder bestätigen, noch bestreiten können, liegt daran, dass wir es nicht geschafft haben den Hide zu erreichen! 🙁

Nach sechs Stunden, die wir damit verbracht haben einem kleinen Pfad in den Dschungel hinein zu folgen, waren wir nicht nur am Ende unserer Kräfte, sondern auch immer noch drei Stunden von unserem Ziel entfernt. Das wandern, klettern und teilweise abseilen über umgefallene Bäume und Flüsse hatten wir ein bisschen unterschätz bzw. sind auch falsch über diese Route informiert worden (der Weg sollte eigentlich nur fünf Stunden dauern). Außerdem könnt ihr euch nicht vorstellen, was für eine nervliche Belastung von gewissen Kleintieren im Unterholz ausgeht! Blutegel fressen sich innerhalb von wenigen Sekunden durch die Kleidung (Hose und Socken) bis in die Haut. Einmal festgesaugt lassen sie nicht mehr los, bis sie breit und fett vor Blut sind. Ich habe Gesine noch niemals zuvor so panisch gesehen. Das wir mitten im Dschungel waren hat auch nicht zu ihrer Beruhigung beigetragen, wie ihr euch denken könnt. Gelähmt vor Schock, konnte sie sich nicht mal diese „leeches“ selber entfernen und hat jedes Mal nur angefangen meinen Namen zu schreien, wenn sie „befallen“ war. Dieser Trek war echt ein Kampf.

Neben der Erschöpfung war unser größtes Problem, dass es nur noch ca. eineinhalb Stunden hell bleiben würde und es im Dunkeln für uns unmöglich gewesen wäre dem besagten Pfad zu folgen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Glück an einem Dorf, indem ein Orang Asli Stamm noch immer mitten im Dschungel lebt, vorbeizukommen. Einer der Bewohner konnte sogar gebrochen Englisch sprechen. Er war es auch, der uns fast schon warnend die Angabe für die restliche Laufzeit zu unserem Hide machte. „Oh man…wir werden wohl die Nacht unter den Einheimischen in deren Dorf verbringen!“

Da die Ansiedlung an einem Fluss liegt, stoppen öfter Boote mit zahlenden Touristen dort, welche nachdem sie kurz gezeigt bekommen haben, wie die Waldbewohner Feuer machen und jagen, wohl behütet zurück in ihr Hotel chauffiert werden. Auf meine Frage, ob der Stamm denn ein Boot besäße, mit dem sie uns gegen Bezahlung nach Kuala Tahan bringen könnten, antwortete der Englisch sprechende Mann: „Boat yes! Petrol no! If you have petrol we bring you!“  „Guter Witz!“, dachten wir. Naja, hilfsbereit und freundlich waren die Leute allemal, was vielleicht auch an dem komischen Zeug lag, welches sie konsumierten!? Es ist irgendeine Pflanze, die in Blätter gewickelt geraucht wird.

Wie eine Last viel es von uns ab, als wir das knattern eines motorbetriebenen Bootes hörten…Nach einer kurzen Stillephase sahen wir dann auch schon die ersten Touris den Hügel am Ufer erklimmen. Unsere Rettung. Gesine hatte wenig Mühe einen der Guides zu überzeugen uns mitzunehmen. Ich glaube sie wäre sogar noch zurück geschwommen, bevor wir die Nacht hier verbracht hätten! 😉

Ach ja, bei der Verabschiedung vom Stamm hat uns der „rauchende Mann“, mit dem wir uns auf Englisch unterhalten haben gar nicht mehr wiedererkannt…es war wohl doch kein Tabak in den Blättern! 😉

Auch wenn wir nicht im Regenwald geschlafen haben, sind wir mehr als auf unsere Kosten gekommen. Ob wir immer noch Dschungel-Fans sind, so wie wir es in Nepal beschrieben haben, bezweifle ich. Wir wussten nicht, was wir sagten!

Ao Nang (Thailand

Ziemlich genau nach vierundzwanzig Stunden Reisezeit sind wir bei Thomas und Möli, an deren Urlaubsort in der Nahe von Krabi, angekommen. Die beiden waren so nett und haben uns in ihrem eindrucksvollen Hotelzimmer Unterschlupf gewährt. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass es mit Abstand die beste Unterkunft war, die wir bisher auf der Reise hatten und sie wohl auch besser sein wird, als alle unseren zukünftigen Absteigen. Einzig beim unbemerkten „Reinschleichen“ ins Zimmer, war uns allen vier ein bisschen mulmig. Schließlich wollten wir den restlichen Aufenthalt der beiden nicht gefährden und eventuell alle aus dem Hotel geschmissen werden.

Die Tage hier waren trotz des hohen Touristenaufkommens sehr entspannend. Mit Ausflügen zu nicht mehr ganz „einsamen“ Inseln oder z.B. zu einem einheimischen Markt haben wir uns die Zeit vertrieben. Bei letzterem haben wir die Essgewohnheiten der Thais näher kennengelernt! (Thomas, war es jetzt rohes Hühnchen oder nicht?) 😉 Egal was es war, es war es wert probiert zu werden!

Die Traumstrände und Inseln dieser Region sind oft mit spektakulären Felsformationen gespickt und vermitteln einem das Gefühl dem Paradies auf Erden ganz Nahe zu sein. Sobald man jedoch den Strand verlassen hatte, wurde man von den unzähligen Händlern, schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „You want masase? Tuk Tuk? Suit? T-Shirt?“, dröhnte es von überall in lustigem Thai-Englisch Dialekt. Trotzdem nervt es irgendwann. Es gab sogar in einem, der grob geschätzt tausend, T-Shirt Shops ein Hemd mit dem Aufdruck: „I don’t want a fucking Tuk Tuk, Massage, Suit or T-Shirt!“ Das sagt, denke ich, alles!

Mit einem Bierchen oder auch zweien haben wir am letzten Abend auf unsere tolle Zeit in Ao Nang, bei einem All You Can Eat-Buffet, angestoßen. Vollgestopft bis oben hin, wurde uns langsam klar, dass unser „Luxusurlaub“ bald zu ende sein würde…Danke euch noch mal Möli und Thomas!

Am nächsten Morgen ging es zurück nach Malaysia.

Pulau Langkawi

Die Malay kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn es um Langkawi geht. Das war Grund genug für uns, die Insel als Punkt für unser Treffen mit Bruno ins Auge zu fassen. Den sympathischen Schweizer kennen viele von euch bestimmt noch von unserer Abschiedsparty im August, bei der er den ein oder anderen von euch mit seinen Reisegeschichten fasziniert hat. Auch jetzt ist er wieder unterwegs und hat sich dazu entschieden, zwischen Bangkok und seinem nächsten Stopp den Philippinen, bei uns vorbeizuschauen.

Eine Woche ist er in Malaysia geblieben, in der wir neben dem Faulenzen am Strand und dem guten und günstigen Essen, vor allem die tiefgründigen Gesprächen genossen haben, die sich, so scheint es, mit ihm, in einer solchen Umgebung, einfach immer wieder ergeben. Das philosophieren über Gott und die Welt ist aber auch anstrengend, oder Bruno? 😉 Nur am zweiten Tag haben wir uns mal aufgerafft und ein Auto gemietet. Bei der Inselrundfahrt hat Gesine ihre ersten Erfahrungen mit dem Linksverkehr gesammelt und einmalig gemeistert! Sehr sicher chauffierte sie uns von Traumstrand zu Traumstrand und hat sich noch nicht mal sonderlich um die doofen Sprüche geschert, die von der Rückbank kamen! Dreimal dürft ihr raten vom wem!? J

Leider gab es auf der Insel nur ein ganz bescheidenes Tauchangebot, das zusätzlich zu total überhöhten Preisen offeriert wurde. So musste der geplante gemeinsame Tauchgang mit Bruno auf unbestimmte Zeit verschoben werden…Schade!

Unangenehmerweise habe ich mir hier auch noch die Traveller-Plage Nr.1 eingefangen! Nämlich Bettwanzen! Diese Viecher kommen im Dunkeln aus den befallenen Matratzen oder Kleidungsstücken und hinterlassen teuflisch juckende Bisse. Hinzu kommt, dass dieses Jucken nicht wie bei Mückenstichen nach ein bzw. zwei Tagen aufhört, sondern Wochen anhalten kann…Oh Gott, man kann dadurch wirklich wahnsinnig werden! Ich lasse euch wissen, wie lange es bei mir gedauert hat! 😉

Naja, die Woche war trotzdem ein Erfolg und vielleicht sehen wir Bruno noch mal kurz in Australien wieder…

Für uns ging es danach mit der Fähre weiter zur wahrscheinlich bekanntesten und multikulturellsten Insel in Malaysia, Pulau Pinang.

Pulau Pinang (Georgetown)

In Georgetown, der Hauptstadt der Insel, treffen die unterschiedlichsten Kulturen aufeinander. Neben den Malay sind es vor allem Chinesen und Inder, die in den nach ihnen benannten Vierteln ihre Traditionen pflegen. So prägen das Stadtbild Kirchen, Moscheen und Tempel, die fast unmittelbar nebeneinander stehen. Außerdem fallen die vielen bunten Häuser auf, die noch aus der britischen Kolonialzeit stammen.

Das Essensangebot ist dementsprechend bunt gemixt und je nachdem wonach einem gerade ist, kann man in Chinatown oder Little India das passende Gericht finden. Unser Lieblingsplatz war ein „Food Court“, der direkt am Wasser liegt. An ca. 30 Ständen werden hier die Spezialitäten der einzelnen Regionen angeboten. Es war nicht ganz einfach sich immer für etwas zu entscheiden, aber wirklich alles war ausnahmslos lecker!

Das Highlight in der Umgebung war ein Buddhistischer-Tempel (Kek Lok Si), dem  in den letzten Jahren eine gigantische 120m Statue hinzugefügt wurde. Auf einem Berg gelegen bietet sie ein fantastisches Bild. Von hier hatten wir auch einen tollen Blick auf Georgetown. Guckt euch mal die Bilder an! 😉

Beim Frühstück an unserem letzten Tag fragte uns ganz unverbunden jemand, wie es uns heute gehen würde. Nach der Antwort: „Good, thanks!“, erkundigte er sich noch über den Verlauf unserer Meditation an diesem Morgen. Wir teilten ihm mit, dass wir noch nie meditiert hätten, worauf er uns sagte, dass wir erstaunt sein würden, was wir alles über uns selbst erfahren könnten! Man muss dazu sagen, dass wir zu diesem Zeitpunkt total vertieft vor unserem Laptop hingen um ein Skype-Update zu installieren. J Der mit einer Mönchskutte gekleidete Amerikaner war einer der glücklichsten Menschen, die wir bis jetzt getroffen haben. Das sagen wir nach einem zehnminütigem Gespräch mit ihm, in dem er uns ein paar Anekdoten aus seinem Leben erzählte. Er brauchte uns eben nicht zu überzeugen, dass er zufrieden ist… Man hat es gesehen und gespürt! Eine solche Ausstrahlung geht wohl von Menschen aus, die sich ihrer selbst bewusst sind und somit auch über alle Dingen um sie herum. Manchmal gelingt es uns auch gedanklich voll in dem jetzt und hier zu sein. Auf der anderen Seite „ertappen“ wir uns auch oft dabei, wie wir abschweifen…das passiert natürlich ganz unbewusst. Vielleicht ist Meditation eine Methode dieses Bewusstsein anzutrainieren und es so zur Gewohnheit zu machen!? Wer weiß? Ausprobiert haben wir es ja noch nicht! In einem Buch, das wir beide gelesen haben steht: „Das Ziel der Meditationspraxis ist nicht die Erleuchtung, sondern die Fähigkeit, zu jeder Zeit nur der Gegenwart und nichts außer der Gegenwart Beachtung zu schenken, die Bewusstheit des Jetzt in jedem Moment des Alltagslebens zu bewahren…“ Das hört sich doch gut an, oder?

Pulau Pinang (Teluk Bahang)

Fährt man die Küste von Georgetown weiter Richtung Westen, so gelangt man zu einem schönen Strand, der allerdings mit Hotels und Restaurants zugemauert ist. Einige Kilometer weiter befindet sich außerdem ein kleines Fischerdörfchen, welches auf den ersten Blick nicht viel zu bieten hat. Und genau das ist der Grund warum es ein paar wenige Langzeitreisende gibt, die hier Wochen, Monate und sogar Jahre verbringen. Die Ruhe und das typische Leben der Einheimischen haben wir hier wirklich schätzen gelernt. Auf einmal war man nicht mehr unterwegs, sondern angekommen!

Einige Traveller, die wir in einem der beiden existierenden Guest Houses in Teluk Bahang getroffen haben, kommen schon seit dreißig Jahren regelmäßig dorthin. Mit dreien von diesen Unikaten, hatten wir sehr viel Kontakt.

Als ersten möchte ich Kevin erwähnen, der schon als Teil der Einrichtung in Miss Loh’s Guest House gilt und 1970 anfing zu reisen. Auf eine sehr sympathische Art, fesselt er einen ununterbrochen mit Geschichten über Länder und Leute. Der zweite einmalige Charakter war Eric, der mit seinem achtjährigen Sohn Victor in Asien rumreist. Ich würde ihn als eine Mischung aus Louis de Funès und Casanova beschreiben. Durch sein sehr unruhiges Gemüt ist er fast dazu gezwungen mit allen und vor allem jedem einheimischen ins Gespräch zu kommen, einfach nur um zu quatschen. Das er sechs oder sieben Sprachen spricht, kommt ihm sehr entgegen!:-) Der ungewöhnlichste Typ war aber ein älterer Finne, dessen Namen niemand herausfinden konnte, da er kein einziges Wort englisch sprach. Dieser Umstand hielt ihn aber nicht davon ab sich regelmäßig einen hinter die Binde zu kippen und danach Geschichten auf Finnisch zu erzählen. Fast zusammengebrochen vor lachen sind wir, als er am zweiten Advent volltrunken mit einer Nikolausmütze und Badehose bekleidet aus seinem Zimmer kam und uns seinen Whisky anbot. Daraufhin hat er mir glaube ich irgendwas über die Elchjagd in seinem Heimatland erzählt!? Beschwören könnte ich das aber nicht. 😉

Naja, schade, dass wir nicht noch länger hierbleiben konnten… unser Flug nach Kambodscha geht nämlich am 13. Dezember und ein paar Tage wollen wir auch noch in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia, verbringen. Also geht es morgen weiter Richtung Süden!

Ach übrigens, das Jucken der Wanzenbisse lässt ganz langsam nach! Zwischenzeitlich sah mein Hintern zwar wie eine riesige Quaddel aus, weil ich mich dann doch nicht immer zurückhalten konnte mit dem Kratzen, aber mittlerweile kann ich nachts schon einigermaßen durchschlafen.



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